Elektroschrott:Globaler Berg an Elektromüll wächst rasant

ITU: Bald 50 Millionen Tonnen Elektroschrott im Jahr

Bald produziert die Menschheit mehr als 50 Millionen Tonnen Elektroschrott im Jahr.

(Foto: dpa)
  • Derzeit fallen weltweit etwa 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott pro Jahr an, haben Forscher ermittelt.
  • Die Studie geht davon aus, dass die Menge weiter wächst, auf mehr als 50 Millionen Tonnen bis 2021.
  • Mangelndes Recycling von E-Müll ist ein großes Problem. Der Großteil landet auf Müllkippen oder wird verbrannt.

Von Christoph Behrens

Die Menge an alten Fernsehern, Notebooks, Kameras, Handys und anderem elektrischem Müll hat gigantische Ausmaße erreicht. Etwa 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert die Menschheit derzeit im Jahr, das entspricht dem Gewicht von neun großen Pyramiden von Gizeh oder 4500 Eiffeltürmen. Die Zahlen haben Forscher der Universität der Vereinten Nationen (UNU) berechnet. Der Berg an Elektromüll wachse derzeit so gut wie ungebremst weiter, warnen die Müll-Forscher in ihrer Studie.

Allein zwischen 2014 und 2016 sei die jährliche Menge Elektromüll um acht Prozent gewachsen, so schnell wie keine andere Müllsorte. Überraschenderweise machen Smartphones, Computer und Tablets mit vier Millionen Tonnen nur einen kleinen Teil des Elektromülls aus. Weit schwerer wiegen Klein- und Großgeräte wie Staubsauger, Mikrowellen oder Kühlschränke.

Allerdings werden beispielsweise Smartphones auch besonders schnell wieder weggeworfen. In Deutschland erreicht ein Handy ein durchschnittliches Alter von 19 Monaten, selbst die als konsumwütig geltenden US-Amerikaner benutzen ihre Mobiltelefone rund drei Monate länger. Alleine alle Ladegeräte für Laptops und Smartphones, die jährlich produziert werden, wögen eine Million Tonnen, schreiben die Forscher. Die Hersteller müssten daher dringend ihre Stecker und Kabel vereinheitlichen, fordern die Autoren, sodass ein Ladekabel mehr Geräte als bislang mit Strom versorgen kann.

Rechnerisch entsorgt jeder Erdenbürger 6,1 Kilogram Elektronik pro Jahr, jedoch ist die Menge regional sehr verschieden. Während in Norwegen mit 28,5 Kilogramm der meiste Elektromüll pro Einwohner anfällt, entsorgt ein Afrikaner im Schnitt weniger als zwei Kilo.

In Europa produziert Deutschland mit jährlich 1,9 Millionen Tonnen den meisten Elektromüll, das sind 22,8 Kilogramm pro Einwohner. Jedoch werde in Europa mehr als ein Drittel des Elektronikmülls gesammelt, das sei weltweit Spitze, bemerken die Autoren der Studie. Das mangelnde Recycling halten die Forscher für eine der drängendsten Herausforderungen.

Im globalen Elektromüllberg stecken Rohstoffe im Wert von mindestens 55 Milliarden Dollar

Nur etwa 20 Prozent des Elektronikschrotts werde weltweit gesammelt und ordentlich entsorgt, das meiste lande auf Müllkippen oder werde verbrannt. Darüber können die Autoren der Studie aber nur spekulieren, da der Weg von einem Großteil des Mülls nicht dokumentiert ist. Schuld seien fehlende Gesetze, selbst die USA hätten heute keine landesweiten Regeln für die Entsorgung.

Warum der Elektroschrott so gleichgültig behandelt wird, können die Forscher nicht nachvollziehen. Der globale Elektromüllberg enthalte wiederverwendbare Rohstoffe im Wert von mindestens 55 Milliarden Dollar, darunter seien etwa große Mengen Gold. Eine Trendwende ist dennoch vorerst nicht in Sicht. Die Experten halten ein weiteres Anwachsen des Elektromüllbergs um 17 Prozent bis 2021 für wahrscheinlich, auf dann mehr als 50 Millionen Tonnen im Jahr.

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