Elektromobilität:Tesla-Chef Elon Musk will Solarziegel bauen

Lesezeit: 2 Min.

Alles unter einem Dach: Solarziegel von Tesla, Batterie von Tesla, Auto von Tesla (Foto: Tesla)

Die Solardächer sollen günstigen Strom für Haus und E-Auto liefern und schön aussehen. Doch die Fertigung hängt an einem wackligen Deal des Tesla-Chefs.

Von Christoph Behrens

Es ist eine Show nach Elon Musks Geschmack. Im lässig sitzenden Pullover betritt der Unternehmer die Bühne in der kalifornischen Abendsonne. Hunderte Gäste klatschen, jubeln dem Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla zu. "Rette uns, Elon!", ruft einer im Scherz zur Begrüßung. Auch die Kulisse auf dem Gelände der Universal Filmstudios in Los Angeles ist perfekt. Musk steht inmitten von Häusern, die alle bereits mit der neuen Erfindung seiner Leute bestückt sind: Die Dächer sind mit Solarziegeln gedeckt, die Strom erzeugen.

Für Musk ist es der logische nächste Schritt: Nach dem E-Auto in der Garage und dem Riesen-Akku "Powerwall" im Haus will der Tesla-Chef Solarziegel auf die Dächer seiner Kunden montieren. Mit denen sollen die Bewohner den Strom für die E-Gefährte oder zur Zwischenspeicherung in den Batterien gleich selbst herstellen. "Das ist in gewisser Weise die integrierte Zukunft", sagt Musk. Die Solardächer sollen nicht nur länger halten und die Häuser besser dämmen als übliche amerikanische Dächer, verspricht Musk. Sie sollen dazu auch noch günstiger sein als andere Dachbedeckungen sein, weil sie die Stromkosten senken. Und, noch wichtiger: schön aussehen. Man werde seine Nachbarn herbeirufen wollen, schwärmt Musk, und ihnen sagen: "Schaut euch dieses hübsche Dach an!"

Bei der Vorführung gelingt der Effekt, die Fans staunen. Vier Steine hat Musk mitgebracht, die Farbtöne reichen von Toskanarot bis gemustertem Schwarz. Wie Solarpanele sehen sie nicht aus, eher wie gehobene Teile aus dem Baumarkt. Eine Beschichtung sorgt dafür, dass sich die Dächer von der Straße aus betrachtet nicht von gewöhnlichen Dächern unterscheiden. In einem frontaleren Winkel soll die Schicht dagegen völlig durchlässig für die Strahlung der Sonne sein, sodass das darunter versteckt liegende Solarmodul genügend Energie abbekommt. Oben schützt eine Schicht aus Spezialglas den Ziegel vor Erschütterungen.

Varianten der Solar-Ziegel, entwickelt von SolarCity (Foto: Tesla)

Jedes Mal, wenn Musk einen der Ziegel präsentiert, zeigt er auf das zugehörige Haus in der Nachbarschaft - dort öffnet sich das Garagentor und ein Elektroauto kommt zum Vorschein. Alles aus einer Hand, das ist Musks Vision. Tagsüber liefern die Ziegel den Strom für die Batterie, nachts lädt damit das Auto auf. Zudem würden damit konventionelle Solarpanele überflüssig.

Die ersten derartigen Dächer sollen im Sommer 2017 gebaut werden, sagt Musk. Noch stammt die Technik vom Solarunternehmen SolarCity, das Tesla nun für 2,6 Milliarden US-Dollar übernehmen will. Es ist allerdings unsicher, ob der Deal zustande kommt. Vereinbart wurde der Kauf bereits, doch mehrere Aktionäre von Tesla klagen dagegen - weil Musk auch an SolarCity beteiligt ist und in den Verwaltungsräten beider Unternehmen sitzt. Die Anteilseigner werfen ihm daher eine Interessensverquickung vor. Einige Experten glauben zudem nicht an die versprochenen Synergie-Effekte. Am Freitag macht Musk sich erneut für die Verschmelzung der beiden Unternehmen stark. Anderenfalls sei die Markteinführung der neuen Solardächer nur schwer umzusetzen.

Zugleich präsentiert Musk im kalifornischen Abendrot eine neue Version der "Powerwall", Teslas Akku für die Garagenwand. Sie soll mit 14 Kilowattstunden doppelt so viel Energie speichern können wie die ältere Variante, vorgestellt erst im vergangenen Jahr. Die Speicherkapazität ist eines der wenigen technischen Details, das man von Musk erfährt. Wie hoch etwa der Wirkungsgrad oder die Anschaffungskosten der Solarziegel sein werden, verrät Tesla bislang nicht.

Wie bereits das E-Auto "Model S" (Neupreis in Deutschland ab 70 000 Euro) ist die integrierte Zukunftsvision kaum etwas für Geringverdiener. Musks Erzählung richtet sich vor allem an die Mittel- und Oberschicht, die wohlhabenden Bewohner von Amerikas Vorstädten. Dazu passt die Fernsehserie, die an dieser Stelle gedreht wurde: Desperate Housewives.

© SZ.de/Mit Material von AFP und dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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