Ecstasy als Medikament:Trips gegen das Trauma

Ecstasy ist nicht nur eine gefährliche Droge - die Substanz kann offenbar die Psychotherapie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung unterstützen.

Christian Weber

Eine klinische Studie hat neue Belege dafür geliefert, dass MDMA - besser bekannt als Ecstasy - womöglich die Therapie selbst schwerer Formen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) unterstützen kann.

EURO-ZEICHEN AUF ECSTASY-PILLEN

Ecstasy kann Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung helfen.

(Foto: dpa)

Wie das Team um den Psychiater Michael Mithoefer aus South Carolina in dem Fachmagazin Journal of Psychopharmacology (online) berichtet, wurden in dieser ersten sogenannten doppelblinden und randomisierten Phase-II-Studie 20 Patienten behandelt, die seit durchschnittlich 19 Jahren an therapieresistenter PTBS litten.

Im Zentrum der Studie standen zwei achtstündige Sitzungen im Abstand von drei bis fünf Wochen, in deren Verlauf die Versuchsteilnehmer Ecstasy oder ein Scheinmedikament schluckten; keiner erfuhr, was er einnahm.

Darüber hinaus wurden die Probanden auch in den Wochen vor und nach diesen Sitzungen psychotherapeutisch betreut. Unabhängige Prüfer bestätigten später, dass sich bei zehn von zwölf Teilnehmern der Versuchsgruppe der Zustand dermaßen verbesserte, dass sie gemäß offiziellem Diagnosemanual der Psychiatrie nicht mehr an einer PTBS litten.

In der Placebogruppe verbesserte sich nur der Zustand von zwei der acht Probanden. Bei keinem Versuchsteilnehmer wurden bedeutsame Nebenwirkungen beobachtet.

Die Studienautoren gestehen allerdings selbst, dass solche kleinen Phase-II-Studien, bei denen vor allem die Sicherheit und spezifische Wirksamkeit untersucht wird, nicht ausreichen, um ein endgültiges Urteil zu fällen.

Hinzu komme das besondere methodische Problem bei bewusstseinsverändernden Substanzen, dass Placebos von den Patienten womöglich erkannt werden, weil die typischen psychischen Effekte ausbleiben.

Allerdings seien die Ergebnisse vielversprechend genug, um endlich mit größeren Studien das medizinische Potenzial von psychogenen Mitteln zu erkunden, die viele Jahre allein als Rauschmittel betrachtet wurden.

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