Namib-Wüste:Ominöse Flüsse in einem Meer aus Sand

Eines der trockensten Gebiete der Erde, das Sandmeer der Namib-Wüste, ist durchzogen von Flüssen. Diese Luftaufnahmen erklären, wie das zusammenpasst.

Von Angelika Jung-Hüttl (Text) und Bernhard Edmaier (Fotos)

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Quelle: Bernhard Edmaier

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Die Serie "Earth Talks" widmet sich geologischen Phänomenen. Alle Folgen hier.

Zwei Meere stoßen an der Küste im Südwesten des afrikanischen Kontinents aneinander, die nicht unterschiedlicher sein können - der atlantische Ozean und das Sandmeer der Namib-Wüste.

Das Sandmeer ist mit knapp 31 000 Quadratkilometern etwa so groß wie Belgien. Die mächtigsten Dünen ragen bis zu 350 Meter hoch in den Himmel. Und es gehört mit 15 Millimeter Jahresniederschlag zu den trockensten Gebieten auf der Erde - dennoch ist es von Flüssen geprägt.

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Auch wenn ein noch so starker Wind den Sand nach Norden bläst, kann sich das Sandmeer nicht weiter in diese Richtung ausbreiten. Es stößt hier an eine unüberwindliche Barriere: den Kuiseb-Fluss.

Sein Tal ist zwar die meiste Zeit des Jahres völlig ausgetrocknet. Nur nach starken Regenfällen in den Bergen 200 Kilometer entfernt im Landesinneren fließt dort im Kuiseb-Tal für ein paar Tage oder Wochen Wasser. Diese Wassermenge genügt jedoch, um all den Sand, den der Wind in das Tal geblasen hat, fortzuspülen.

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Weiter im Süden durchschneidet das Tal des Flusses Tsauchab die Dünenfelder. Auch dort fließt nur alle paar Jahre oder sogar Jahrzehnte Wasser. Es erreicht jedoch nicht den Atlantik wie der Kuiseb, sondern mündet mitten in der Sandwüste zwischen den weltberühmten roten Dünen des Sossusvlei.

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Im Sossusvlei sammelt sich das Wasser in einer Senke und bildet alle paar Jahre einen See, der allmählich versickert und verdunstet. Vlei ist ein in Südwestafrika gebräuchlicher Ausdruck für eine Vertiefung, in die ein Fluss mündet.

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Es gibt noch eine zweite solche Senke im Namib-Sandmeer, das Tsondabvlei. Der Tsondab-Fluss strömt breit in diese Senke hinein. Wenn kein Wasser mehr nachkommt, verdunstet das Wasser und ein heller Salzton setzt sich im Flussbett ab, auf dem kurzzeitig dunkelgrüne Algenteppiche wachsen.

Entscheidend für die Existenz des Sandmeeres ist jedoch ein gewaltiger Fluss, der etwa 200 Kilometer südlich des Sandmeeres in den Atlantik fließt und das ganze Jahr über Wasser führt - der Oranje. Er ist mit 2160 Kilometern der längste Fluss im südlichen Afrika. Er gilt als der "Vater des Namib-Sandmeeres".

Schon seit Jahrmillionen transportiert er Unmengen von Sand aus den Gebirgen im Innern des Kontinents in den Atlantik. Bereits lange vor der letzten Eiszeit hatte er ein gewaltiges Delta vor seiner Mündung aufgeschüttet.

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Während der Eiszeit vor mehr als 12 000 Jahren, als große Mengen Wasser an den vergletscherten Polen gebunden waren, lag der Meeresspiegel weltweit etwa 120 Meter tiefer als heute - und das Oranje-Delta sowie ein 200 Kilometer breiter, sandiger Streifen entlang der südwestafrikanischen Küste lagen trocken. Der Südwestwind blies beständig den Sand aufs Land und häufte ihn zu Dünen auf. Manche von ihnen erinnern noch heute an schäumende Meereswellen.

Für die Trockenheit im Namib-Sandmeer sorgt seit 80 Millionen Jahren der Benguelastrom, eine kalte Meeresströmung, die sich von der Antarktis aus an der Südwestküste Afrikas entlang nach Norden schiebt und die Luft abkühlt. Unter den warmen Luftmassen, die vom Kontinent her Richtung Atlantik drängen, bildet sich eine Kaltluftschicht. Die Feuchtigkeit kann bei der dieser Inversionslage nicht aufsteigen, deshalb bilden sich keine Regenwolken. Lediglich Nebel wabert zumeist am Morgen über das Wasser. Die beständige Brise schiebt ihn landwärts, wo er sich auf dem Wüstensand als Tau niederschlägt. Es ist die einzige regelmäßige Wasserquelle für die wenigen Tiere und Pflanzen, die im Namib-Sandmeer leben.

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Quelle: Bernhard Edmaier

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Aus dem Fotoblog "Earth Talks"

Die Aufnahmen in diesem Text stammen aus dem Fotoblog "Earth Talks" von Bernhard Edmaier. Sie erscheinen hier in einer Kooperation. Mehr dazu auf www.bernhard-edmaier.de/blog

© SZ.de/cvei
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