Durchbrüche 2006:Top Ten der Wissenschaft
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Das US-Fachjournal Science kürt jedes Jahr die wichtigsten Forschungsergebnisse. auf Platz Eins steht diesmal die Lösung eines mathematischen Rätsels.
Die Lösung eines der größten Probleme der Mathematik gilt der Redaktion des US-Journals Science als der wichtigste wissenschaftliche Erfolg des Jahres 2006.
Vier Jahre nach den ersten Veröffentlichungen des Russen Grigori Perelman herrsche nun Einigkeit darüber, dass die so genannte Poincaré-Vermutung bewiesen sei, schreibt Science.
Mehr als 100 Jahre hatten Mathematiker oft verzweifelt versucht, dieses theoretische Problem zu lösen, das für Laien so gut wie unverständlich ist.
Dieses Jahr veröffentlichte Perelman einen Artikel, der die Lösung bieten soll. Daraufhin sollte er die höchste Auszeichnung für Mathematiker bekommen - die Fields Medal - lehnte sie jedoch ab.
Bald darauf begann ein unschöner Streit darüber, welche Wissenschaftler weitere wichtige Beiträge zur Lösung des Rätsels geleistet hatten, und ob sie genügend honoriert wurden.
Zu den weiteren Erfolgen rechnet das Journal in seiner Top Ten des Jahres 2006 die Entzifferung längerer Erbgut-Stücke des Neandertalers, ein neues Lichtmikroskop oder ein Fischfossil, das den Übergang vom Wasser- zum Landleben erhellt.
Besonders wichtig ist für Science auch die "beunruhigende" Erkenntnis, dass die Eisschilde der Antarktis und Grönlands sehr schnell an Masse verlieren.
Die Top Ten im Überblick
- Die von Henri Poincaré 1904 aufgestellte und nach ihm benannte Poincaré-Vermutung gilt mit großer Wahrscheinlichkeit als bewiesen.
- Genetiker isolieren und sequenzieren längere Abschnitte des Genoms von Neandertaler und Mammut.
- Klimaforscher dokumentieren ein schnelles Abschmelzen der Eisfelder der Antarktis und auf Grönland.
- Ein Fischfossil mit besonders starken Flossen machte Wellen: Es ist der bislang nächste Verwandte der mit Beinen ausgestatteten Wirbeltiere.
- Ein Schritt hin zu einer Tarnkappe ist ein Gerät, das Mikrowellen so lenkt, dass sie weder Reflexionen noch einen Schatten produzieren.
- Die Substanz Ranibizumab hilft Patienten mit altersbezogener Makuladegeneration, einer schweren Augenkrankheit.
- Strandmäuse, Schmetterlinge und Fruchtfliegen helfen Forschern zu erklären, wie neue Arten entstehen.
- Ein neues Lichtmikroskop überwindet die bisherigen Grenzen der Auflösung und blickt in noch kleinere Strukturen herab.
- Die Hinweise mehren sich, dass stärkere Verbindungen zwischen den Nervenzellen die Basis des Erinnerns sind.
- Kleine Moleküle namens "Piwi-interactings RNAs" stellen sich als neue Regulatoren der Aktivität von Erbanlagen heraus.
Top Flop
Auch einen Top Flop gab das Magazin bekannt. Die Zeitschrift selbst musste im Sommer zwei Artikel des südkoreanischen Klonforschers Hwang Woo Suk wegen gefälschter Angaben zu menschlichen Stammzellen zurückziehen.
Den Herausgebern war daraufhin vielfach vorgehalten worden, die Studien nicht gründlich genug geprüft zu haben. Danach beauftragte Science eine unabhängige Gruppe mit Nachforschungen. Die mahnte das US-Journal zu besonderer Sorgfalt bei spektakulären Beiträgen.
Aussichten für 2007
Für das nächste Jahr glauben die Redakteure von Science, dass vor allem neuen Erkenntnisse gewonnen werden in den Planeten-Wissenschaften, über die Entwicklungsgeschichte der Menschheit, das Erbgut der Menschenaffen, den Klimawandel sowie bei der Suche nach Materialien mit neuen optischen Eigenschaften.