Süddeutsche Zeitung

Drogenhandel:Wie Kokain den Regenwald zerstört

Sie bauen Landepisten und holzen Dschungel für Kokaintransporte ab: Drogenbosse in Mittelamerika terrorisieren nicht nur Einheimische - sie schaden auch der Umwelt. Naturschützer werden eingeschüchtert.

Von Katrin Blawat

Der Drogenhandel schadet dem Regenwald in Mittelamerika. Um ihre Ware, vor allem Kokain, in die USA zu schmuggeln, nutzten die Drogenhändler zunehmend Nicaragua, Guatemala und Honduras als Transitländer, schreiben Forscher um die Geografin Kendra McSweeney von der Ohio State University im Fachmagazin Science (Bd. 343, S. 489, 2014).

Eindeutige Belege, dass tatsächlich der Drogenhandel ein entscheidender Grund für die zunehmende Abholzung in Mittelamerika ist, fehlten zwar, räumen die Autoren ein. Sie zählen aber einige Hinweise auf, die ihre These stützen. So lässt sich für den Osten Honduras gut zeigen, dass der Verlust an Regenwald seit zehn Jahren mit dem Ausmaß des Drogenhandels durch dieses Gebiet einhergeht. Dieser stieg von 2006 bis 2011 deutlich - ebenso wie die dort abgeholzte Fläche Regenwald. Als Honduras daraufhin im Jahr 2012 energischer gegen den Drogenhandel vorging, verlagerten sich sowohl die Schmugglerwege als auch die Abholzungen nach Nicaragua.

Bedrohung von Naturschützern

Die Drogenhändler bauen Straßen und Landepisten für ihre Flugzeuge im Dschungel. Außerdem wandeln sie in großem Stil Waldflächen zu Plantagen um und waschen auf diese Weise Geld. Große Teile des Regenwalds stehen zwar offiziell unter Schutz. Doch ob dieser tatsächlich eingehalten wird, überwachen die Behörden in den schwer zugänglichen Gebieten oft nur sehr punktuell. Zudem würden die Verantwortlichen sowie die Palmölbauern und Plantagenbesitzer vor Ort bestochen, schreibt das Team um McSweeney. Naturschützer würden bedroht, sodass sie die von Drogenhändlern beherrschten Dschungelgebiete schließlich meiden.

Auch wenn der Drogenhandel auf den ersten Blick nichts mit Naturschutz zu tun habe, wirke er sich doch erheblich auf den Regenwald in Mittelamerika aus, schreiben die Forscher: "Den Krieg gegen Drogen neu zu überdenken könnte einen wichtigen ökologischen Nutzen bringen."

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Quelle:
SZ vom 31.01.2014/chrb
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