Drogen:Comeback der Partypille

Das alte Ecstasy erfreut sich wieder neuer Beliebtheit. Ist das Revival der Substanz eine Reaktion auf die Flut von schädlichen Ersatzdrogen?

Von Kathrin Zinkant

Manchmal sind die alten Sachen doch die besten, und das scheint sogar bei Drogen nicht viel anders zu sein. Wie sonst wäre zu erklären, dass ein Relikt der Techno-Ära jetzt sein Comeback feiert? Die Rede ist von Ecstasy, genauer von 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin, kurz MDMA, jener synthetischen Substanz, mit deren Hilfe die Raver einst mehrere Tage durchtanzen konnten. Bis der Stoff in den Fokus der Drogenfahnder geriet. Nach der Jahrtausendwende verschwand MDMA. Pillen wurden zwar weiterhin verkauft. Sie enthielten jedoch neue psychoaktive Substanzen, von denen einige deutlich schädlicher waren und inzwischen mit Todesfällen in Verbindung gebracht werden. Es scheint daher fast vernünftig zu sein, dass die Kunden wieder zum echten Ecstasy greifen.

Der Konsum von MDMA wird von Experten nicht als besonders risikoreich eingestuft. Legendär ist eine Studie des britischen Psychopharmakologen David Nutt, die den Genuss von Ecstasy mit dem britischen Nationalsport Reiten verglich. Nutt kam zu dem Ergebnis, Reiten sei klar gefährlicher als die Partypille. MDMA macht zudem nicht abhängig. Am gefährlichsten ist die Droge, wenn die Konsumenten im Rausch die Flüssigkeitszufuhr vernachlässigen. Insbesondere exzessives Tanzen kann dann zu einer extremen Überhitzung und schlimmstenfalls zum Tode führen. Als eine der ersten Maßnahmen zur Schadensbegrenzung wurde auf Technopartys deshalb schon in den Neunzigern Wasser verteilt. Auch die Zusammensetzung der Pillen wurde getestet.

Ist das Comeback von MDMA also erfreulich? Probleme gibt es auf jeden Fall noch genug. Wie bei den Legal Highs (siehe Artikel) ist bei den Minitabletten nicht ersichtlich, was wirklich in ihnen steckt - und daran ändert das Revival von MDMA wenig. "Es ist die unklare Zusammensetzung der Pillen, die besonders gefährlich ist", sagt Jane Mounteney von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon. Tabletten mit einem hohen Anteil an MDMA ließen sich meistens nicht von niedrig dosierten oder gefälschten Pillen unterscheiden. Mounteney hat mit ihrem Team kürzlich einen Bericht über das Comeback der Raverdroge verfasst. Sie kann dem Comeback von MDMA nach derzeitigem Kenntnisstand noch nichts Positives abgewinnen.

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