Dinosaurierspuren:Sie tanzten nur drei Wochen

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Von einem "Dino-Dancefloor" in Arizona berichteten US-Wissenschaftler kürzlich. Doch sind Spuren die vielleicht einfach bloß Löcher?

Jan Wehberg

Der Tanzplatz der Riesenechsen misst 3000 Quadratmeter. Dort, in Arizona im Südwesten der USA, fanden Wissenschaftler der Universität Utah seltsame Spuren im Stein: Es handele sich um Fußabdrücke von mindestens vier Dinosaurierarten, erklärte Winston Seiler im Oktober.

Hunderte Löcher hat Winston Seiler in Arizona als Dinosaurierspuren identifiziert. Aber einige seiner Kollegen sind mehr als skeptisch. (Foto: Foto: Seiler/University of Utah)

Hunderte von Abdrücken seien zu sehen, berichtete der Geologe im Fachblatt Palaios und erfand das Schlagwort vom "Dinosaurier-Dancefloor". Die Öffentlichkeit reagierte begeistert.

Nun haben drei Paläontologen und ein Geologe den vermeintlichen Tanzboden untersucht. Sie kommen zu einem ernüchternden Ergebnis. "Da sind einfach keine Dinosaurierspuren an dieser Stelle", sagt der Paläontologe Brent Breithaupt, Direktor des geologischen Museums der Universität Wyoming.

Man habe nicht einmal etwas entdeckt, das Saurierspuren auch nur ansatzweise ähnlich sehe. Vielmehr handele es sich um Löcher, die Wasser in den Boden gespült habe.

Als sich der Boden formte, habe das Gebiet noch am Grund eines Gewässers gelegen. An kleinen Strudeln seien die charakteristischen Löcher entstanden, sogenannte Auskolkungen, argumentieren die Kritiker des Dinosaurier-Tanzbodens.

Auch Martin Sander vom paläontologischen Institut der Universität Bonn hält es für unwahrscheinlich, dass dort wirklich Fußspuren von Sauriern zu sehen sind.

Die Löcher in Arizona glichen schlicht keinen bekannten Saurierspuren. Publikationen in renommierten Fachzeitschriften wie Palaios, würden zwar sehr gründlich geprüft, gibt Sander dennoch zu bedenken. "Es ist aber auch oft sehr schwer, Dinosaurierspuren zu erkennen", sagt der Paläontologe.

Die vogelkrallenähnlichen Abdrücke, die fleischfressende Raubsaurier hinterlassen, seien noch recht einfach zu erkennen; nicht so aber die runden Fußabdrücke pflanzenfressender Riesenechsen.

Die Wissenschaftler beider Lager wollen nun den Ort zusammen besuchen. Auch wegen "der großen öffentlichen Aufmerksamkeit" für den Bericht vom Dino-Dancefloor, werde man die Spuren abermals untersuchen und dann gemeinsam einen Fachartikel veröffentlichen, kündigte die Geologin Marjorie Chang von der Universität Utah an.

© SZ vom 12.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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