Süddeutsche Zeitung

Dinosaurier:Monster der Kreidezeit

Wissenschaftler haben in Rumänien die Überreste eines riesigen Flugsauriers entdeckt. Das Reptil ist in der Fachliteratur bisher noch nicht beschrieben.

Von Patrick Illinger

Wissenschaftler sind überzeugt, ein wahres Monster aus der Urzeit in Rumänien entdeckt zu haben. Bei ihrem Fund handelt es sich um die Überreste eines besonders großen Flugsauriers, der am Ende der Kreidezeit vor gut 66 Millionen Jahren lebte. Das teilten Paläontologen aus Rumänien, Deutschland und den USA sowie der Fossiliensammler Raimund Albersdörfer am Donnerstag anlässlich der Eröffnung einer Sonderausstellung über Flugsaurier im Dinosaurier-Museum Altmühltal mit. Die Fossilien des neuen Sauriers sind das spektakulärste Exponat der insgesamt 25 Sauriergattungen umfassenden Ausstellung.

Aus mehreren versteinerten Knochen, darunter ein Halswirbel, ein Handwurzelknochen, ein Stück vom Oberarm sowie ein Teil des Schnabels, schließen die Forscher auf die Größe des neu entdeckten Flugsauriers. Sie vermuten, dass die Spannweite um die 13 Meter betrug, womöglich noch mehr. "Aus Vergleichen mit anderen bisher gefundenen Flugsauriern können wir vermuten, dass dieses Exemplar bis zu 20 Meter Spannweite hatte", spekuliert der Chef-Paläontologe des berühmten New Yorker Naturkundemuseums, Mark Norell. "Wenn es am Boden stand, war es größer als eine Giraffe." Damit wäre das derzeit noch namenlose Tier zweifellos ein Vertreter der größten je entdeckten Flugsaurier-Gattung.

Gefunden hat die versteinerten Knochen des Sauriers der rumänische Paläontologe Mátyás Vremir. Er verbringt in seiner Heimat viel Zeit mit der Suche nach Fossilien aus der Kreidezeit und hatte unter anderem 2009 das spektakulär gut erhaltene Fossil eines rund zwei Meter langen Sauriers entdeckt, welches den Namen Balaur bondoc bekam. Unterstützt wird er vom deutschen Fossiliensammler Raimund Albersdörfer, der das Siebenbürgische Becken in Rumänien als einen der weltweit interessantesten Hotspots für die Suche nach Dinosaurierknochen ansieht. Alle Funde Vremirs stammen aus der Umgebung von Sebeș im rumänischen Transsilvanien, das mitten im Siebenbürgischen Becken liegt und in der Kreidezeit eine Insel war. In der Region wurden bislang keine Überreste großer landlebender Raubsaurier gefunden. Vermutlich herrschten die Flugsaurier dort einst konkurrenzlos.

Das Reptil ist in der Fachliteratur noch nicht beschrieben. Deshalb hat es auch noch keinen Namen

Die größere Knochenstücke des neuen Riesenflugsauriers sind bis Herbst in der Sonderausstellung des Dinosaurier-Museums im Altmühltal zu sehen. Mehrere Dutzend weitere Knochensplitter befinden sich derzeit in Florida, wo sie mit aufwendiger Technik wissenschaftlich untersucht werden. Noch ist das Urzeitreptil nicht in der Fachliteratur beschrieben und hat dementsprechend noch keinen offiziellen Namen. Doch aufgrund des Fundorts wünschen sich die Entdecker eine Gattungsbezeichnung, die eine Anspielung auf den berühmten Vampirfürsten Dracula enthält. Als sicher gilt allerdings, dass Flugsaurier nicht Blut saugten, sondern allenfalls kleinere Tiere oder die Eier anderer Arten fraßen.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2018
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