Die ersten Maulwürfe wühlten sich wohl vor etwa 34 Millionen Jahren durch die Erde. Darauf lassen Fossilienfunde schließen. Doch offenbar lebte bereits in der Kreidezeit, etwa 60 Millionen Jahren früher, ein Tier auf diese Weise. So groß wie ein Hund und mit muskulösen und breiten, schaufelartigen Krallen schaufelte es sich unterirdische Höhlen frei, um darin zu hausen. Wie ein Maulwurf. Nur war das Tier ein Dinosaurier.
Ein Paläontologen-Team um Haviv Avrahami der North Carolina State University und des North Carolina Museum of Natural Sciences fand die Überreste mehrerer Exemplare schon elf Jahre zuvor in der Mussentuchit-Gesteinsformation im US-Bundesstaat Utah. Nun haben sie ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift The Anatomical Record veröffentlicht. Als Namen für den neu beschriebenen Dinosaurier wählten sie Fona herzogae.
Ungewöhnlich ist, dass das Forschungsteam die fossilen Überreste der maulwurfartigen Dinosaurier oft in bestimmten Posen gefunden hat: Die Brust zeigte nach unten, die vier Gliedmaßen waren vom Körper weggestreckt. Die Dinosaurier blieben offenbar in der Position liegen, in der sie gestorben waren. Laut den Forschenden sei es in der Region üblich, fossile Überreste einzelner Tiere verstreut zu finden. Denn zur Zeit von Fona stand die Region weiträumig unter Wasser, die Fundstätte lag in einem Überschwemmungsgebiet. Der Dinosaurier lebte demzufolge zwischen einem riesigen Binnenozean im Osten sowie Bergen und aktiven Vulkanen im Westen. Die Umgebung war warm, nass und schlammig. Zahlreiche Flüsse schlängelten sich durch das Land.
Der Dinosaurier kam ganz ohne Schnickschnack aus: ohne Hörner, Panzer oder Kopfschmuck
Die Wassermassen verstreuten viele Überreste der gestorbenen Tiere, die deshalb an verschiedenen Orten versteinerten. Laut den Forschenden seien viele Überreste der Tiere dieser Region deshalb auch längst verrottet oder geplündert worden. Von Fona herzogae hingegen wurden mehrere vollständige Exemplare gefunden, in der besagten Todespose. Die Forschenden schlussfolgern, dass Fona offenbar unter der Erde verstorben sei. Das hat ihnen die Rekonstruktion des Tiers erleichtert.
Für ein Leben unter der Erde sprechen laut den Studienautorinnen und -autoren nicht nur die gut erhaltenen Überreste, sondern auch die Anatomie der Tiere. Der Körper von Fona zeige keinen Schnickschnack wie Hörner, eine starke Panzerung oder einen Kamm auf dem Kopf. Vielmehr hatte Fona starke, aber kurze Vorderextremitäten mit Krallen, mit denen das Tier offenbar gut graben konnte. Kräftige Muskeln an Beinen und Hüfte wären ebenfalls eine gute Voraussetzung für einen Lebensraum gewesen, der zumindest zeitweise unter der Erde war.
Biologie:Forscher rütteln an einem Grundsatz der Biologie
In Lehrbüchern der Biologie ist zu lesen, dass gleichwarme Tiere in kalten Regionen der Welt größer sind als jene am Äquator. Eine aktuelle Studie liefert nun Hinweise dafür, dass das nicht stimmt. Ist die "Bergmannsche Regel" falsch?
Für das Team ist der Fund ein großer Erfolg. „Wir wissen jetzt, dass die Vielfalt der Dinosaurier von winzigen Baumgleitern und nachtaktiven Jägern bis hin zu faultierartigen Weidetieren und ja, sogar unterirdisch lebenden Tieren reichte“, sagt Lindsay Zanno, eine der Studienautorinnen, laut einer Pressemitteilung.
Wie viel von einem Maulwurf, wie wir ihn heute kennen, Fona herzogae an sich hatte? Wohl eher wenig. Zum einen ernährte sich der Dinosaurier ausschließlich von Pflanzen – im Gegensatz zum Würmer und Insekten fressenden Maulwurf. Zum anderen trug der Dinosaurier kein unscheinbares braunes Fell, sondern offenbar ein buntes Federkleid (also doch etwas Schnickschnack). Und die Füße, die Fona offenbar hatte, erinnern mehr an heutige Hühner. Mit diesen ist das Tier als Echsenbeckensaurier ja auch entfernt verwandt. Mit den Maulwürfen nicht.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war der Titel so zu verstehen, dass einst Dinosaurier flogen, schwammen und liefen. Gemeint waren jedoch allgemein Saurier, denn Dinosaurier waren Landtiere. Wir haben die Formulierung korrigiert.