Paläontologie:Wie schlau war der T. rex wirklich?

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Große Klappe, doch was war dahinter? Forscher streiten über die intellektuellen Fähigkeiten von Tyrannosaurus rex. Dieses Modell der Urzeitechse steht im Dinopark Münchehagen in Niedersachsen. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Dinosaurierforscher streiten: Wie intelligent muss man sein, um die Erde Millionen Jahre lang zu beherrschen?

Von Christian Weber

Mächtig und gefährlich war der Tyrannosaurus rex mit Sicherheit, im Extremfall bis zu 13 Meter lang und knapp neun Tonnen schwer, einer der größten landlebenden Fleischfresser der Erdgeschichte. Geschätzte 127 000 Generationen lang - mehr als drei Millionen Jahre - stand er an der Spitze der Nahrungskette. Doch gerade diskutieren Forscher und Forscherinnen wieder, wie schlau man eigentlich sein muss, um die Erde zu beherrschen? Eine neue Antwort liefert ein internationales Team um den Paläobiologen Kai Caspar von der Universität Düsseldorf in der neuesten Ausgabe des Fachjournals The Anatomical Record : Nun ja, mit der Intelligenz heutiger Eidechsen und Krokodile konnte T. rex wohl mithalten, meinen die Wissenschaftler.

Es ist eine neue Wendung in einer Diskussion, die seit Jahrzehnten währt. Lange Zeit galten Dinosaurier zumindest in der Öffentlichkeit als die Loser der Evolution. Zu doof, um am Leben zu bleiben. Aber das ist wohl allein schon deshalb Blödsinn, wenn man bedenkt, dass die Dinos insgesamt gut 100 Millionen Jahre lang diesen Planeten dominierten. Das soll der Mensch erst mal schaffen. Und noch so viel Intelligenz hätte sie nicht vor dem Einschlag des Asteroiden bewahrt, der vor 66 Millionen Jahren höchstwahrscheinlich ihren Untergang eingeleitet hatte. Und selbst diese Katastrophe haben ihre Nachfahren überlebt, die heute als Vögel auf den Ästen sitzen und eigentlich eher als vergleichsweise intelligent gelten, zumindest im Vergleich zu Eidechsen.

Bislang arbeiten Spitzmäuse nicht an der Abwehr von Asteroiden

Tatsächlich wurden die Dinosaurier in den vergangenen Jahren kognitiv eher rehabilitiert. Einen Höhepunkt erreichte diese Bewegung mit einer Studie der Neurowissenschaftlerin und Paläontologin Suzana Herculano-Houzel von der Vanderbilt University in Nashville im Journal of Comparative Neurology. Ihre Analyse kommt zu der Ansicht, dass Theropoden wie T. rex wohl kognitive Fähigkeiten hatten wie Paviane oder vergleichbare Affen heute haben, was diese Dinosaurier "zu noch wundervolleren Prädatoren mache als bislang gedacht", so schreibt sie. Genau dieser Aussage widersprechen nun die Autoren der neuen Studie im Anatomical Record.

Das Problem bei dieser Diskussion liegt im Wesentlichen darin, dass kein einziges Dinosauriergehirn für anatomische Untersuchungen erhalten ist, nicht mal in fossiler Form. Letztlich geht es daher um die Frage, was wohl in dem nun leeren Raum los war, der sich in den versteinerten Schädeln befindet. Herculano-Houzel vermaß dieses Volumen in erhaltenen Fossilien per Computertomografie und rechnete dann mithilfe von Datenbanken zu den Gehirnen heute noch lebender Arten, etwa von Vögeln, die mutmaßliche Hirnmasse und Neuronenzahl der Dinosaurier aus. Diese Daten wiederum sollen Rückschlüsse auf die kognitiven Fähigkeiten erlauben.

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Die Forscher um Kai Caspar wiederum kamen bei ihrer Re-Analyse zu der Ansicht, dass Herculano-Houzel insbesondere die Größe des Vorderhirns der Dinos und damit auch die Zahl der Neuronen überschätzt habe. Zudem lasse diese Zahl nur begrenzt Rückschlüsse auf die Intelligenz zu, andere Faktoren müssten berücksichtigt werden. "Die Intelligenz von Dinosauriern und anderen ausgestorbenen Tieren schätzt man am besten ab, wenn man auch die grobe Anatomie und fossile Spuren berücksichtigt statt nur der Neuronenzahlen", sagt Co-Autor Hady George von der Bristol University in einer Pressemitteilung.

Details der Argumentation lassen sich auf 32 Seiten im Anatomical Record nachlesen. Offenbar ist das Verhältnis von Gehirngröße und Intelligenz doch komplizierter. So hat in der heutigen Tierwelt die Spitzmaus das mit Abstand größte Gehirn im Verhältnis zum Körpergewicht, es liegt bei vier Prozent. Es ist nicht bekannt, dass diese Maus an der Abwehr von Asteroiden arbeiten würde.

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