Paläontologie:Mini-Dinos mit großem Hunger

Paläontologie: Ein vierflügeliger Microraptor im Computermodell.

Ein vierflügeliger Microraptor im Computermodell.

(Foto: MIRO3D via www.imago-images.de/imago images/MIRO3D)

In den Mägen versteinerter Microraptoren sind Reste eines Fisches, eines Vogels und einer Echse gefunden worden - und jetzt auch noch der Fuß eines Säugetiers. Die kleinen Dinosaurier waren offenbar nicht sehr wählerisch.

Im Magen eines versteinerten Dinosauriers haben Forscher einen vollständigen Fuß eines kleinen Säugetiers entdeckt. Vor seinem Tod hatte der Microraptor demnach einen etwa mausgroßen Säuger verschlungen, berichten die Wissenschaftler um den Zoologen David Hone von der Queen-Mary-Universität London in der Zeitschrift Journal of Vertebrate Paleontology. Nach Überresten eines Fischs, eines Vogels und eines eidechsenähnlichen Tieres sei dies der vierte Fund eines Beutetiers im Magen eines Microraptors. Ob der Saurier Jagd auf den Säuger machte oder ihn als Aas verzehrte, können die Forscher nicht sagen.

Die gefiederten, vogelähnlichen Microraptoren ("kleine Räuber") lebten in der frühen Kreidezeit, die vor rund 145 Millionen Jahren begann; Fossilien wurden in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas entdeckt. Die bisher gefundenen Exemplare wurden weniger als einen Meter lang und hatten flügelähnliche Vorder- und Hinterbeine. Muskeln zum Flügelschlag fehlten ihnen, die Tiere waren aber wohl zum Gleitflug fähig. Bei dem aktuell untersuchten Exemplar handelt es sich um einen Microraptor zhaoianus. Mit dem Microraptor gui ist noch eine zweite Art bekannt.

Reste von dem, was Dinosaurier fraßen, werden extrem selten entdeckt

"Zuerst konnte ich es gar nicht glauben", sagte Mitautor Hans Larsson von der McGill University in Montreal laut einer Mitteilung der Universität. "Da war ein winziger, etwa ein Zentimeter langer, nagetierähnlicher Säuger-Fuß vollständig im Inneren des Microraptor-Skeletts erhalten. Diese Funde sind die einzigen verlässlichen Belege, die wir für die Nahrung der längst ausgestorbenen Tiere haben - und sie sind extrem selten." Larsson stieß der Mitteilung zufolge auf das Fossil, als er Museumssammlungen in China besuchte.

Die Nahrung von ausgestorbenen Lebewesen Millionen Jahre nach ihrem Verschwinden zu bestimmen, sei problematisch, schreibt das Team in der Studie. Zum einen würde von Beutetieren nach dem Verschlingen und Verdauen wenig übrig bleiben, das versteinern könne. Eventuell erhaltene Reste seien zudem nach dem Tod des Dinosauriers für Aasfresser zugänglich und zerstörerischen Umweltprozessen ausgesetzt.

Das nun untersuchte Fossil zeigt neben dem Fuß, eingeschlossen im Brustkorb, noch einige weitere Knochen. Es seien womöglich also weitere Teile des Säugers erhalten, schreiben die Forscher. Dass es sich bei den Überresten um ein Säugetier handelt, leiten sie aus dem Aufbau des Fußes ab.

Der Fund weise zusammen mit früheren Entdeckungen darauf hin, dass Microraptoren nicht sonderlich wählerisch waren. "Zu wissen, dass sie nicht auf einen spezifische Beute festgelegt waren, ist eine große Sache", sagt Larsson. "Die Erkenntnis, dass der Microraptor ein vielseitiger Fleischfresser war, eröffnet eine neue Perspektive auf die Funktionsweise dieser vergangenen Ökosysteme und ermöglicht einen Einblick in den Erfolg dieser kleinen, gefiederten Dinosaurier."

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