Paläontologie:Fleischfressen war auf Dauer nichts

Paläontologie: Als Pflanzenfresser bekannt: Brachiosaurus und Diplodocus im Saurierpark in Bautzen.

Als Pflanzenfresser bekannt: Brachiosaurus und Diplodocus im Saurierpark in Bautzen.

(Foto: Sophie Linckersdorff)

Die Vorfahren pflanzenfressender Dinosaurier ernährten sich wohl auch von Fleisch. Langfristig überlebten sie aber als Vegetarier.

Von Hannah Wagner

"Mama, ich ernähre mich jetzt vegan!" So in der Art lief es wohl auch bei Dinosauriern - nur über viele Generationen hinweg. Die Vorfahren einiger pflanzenfressender Saurier wie zum Beispiel des langhalsigen Diplodocus waren jedenfalls Fleischfresser. Das berichtet ein Team von Paläontologinnen und Paläontologen um Antonio Ballell von der Universität Bristol in der Zeitschrift Science Advances.

Die Forschenden wollten die Nahrungsgewohnheiten von Sauriern feststellen. Dazu verglichen sie mit Hilfe eines computergestützten 3D-Modells die Form und die Funktion der Zähne von elf Dinosauriern aus der Zeit der oberen Trias, also von vor ungefähr 230 Millionen Jahren, mit denjenigen von 47 noch lebenden Reptilien. Dabei fanden sie heraus: Fleischfresser, wie zum Beispiel Krokodile, haben verglichen mit pflanzenfressenden Reptilien relativ schwache Zähne. Das liegt wohl daran, dass Pflanzen schwerer zu kauen sind als weiches Wirbeltierfleisch. Die Zähne fleischfressender Dinosaurier waren scharf und spitz; mit solchen Zähnen kann den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zufolge gut Fleisch zerrissen werden. Die Zähne der Pflanzenfresser dagegen waren eher stumpf und höckrig, so dass sie Pflanzengewebe durchbrechen konnten; sie ähnelten zum Beispiel den Zähnen von Leguanen.

Dass sie ihre Ernährung anpassen konnten, war ein Schlüssel zum Erfolg der Dinosaurier

"Unsere Analysen zeigen, dass die Ornithosaurier als Allesfresser begonnen haben - die Gruppe also, zu der viele pflanzenfressende Arten wie die Hornsaurier, die gepanzerten Ankylosaurier und die Entenschnabeldinosaurier gehören", sagt Emily Rayfield, Mitautorin der Studie, in einer Mitteilung der Universität. "Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass die Vorfahren der pflanzlichen Langhalssaurier wie des Diplodocus Fleischfresser waren."

Die ersten Dinosaurier lebten vor 235 Millionen Jahren. Vor 201 Millionen Jahren kam es dann zum fünftgrößten bekannten Massenaussterben der Geschichte. Dieses wird als Trias-Jura-Grenze bezeichnet. Noch im Zeitalter der Trias müsse etwas passiert sein, das es Dinosauriern ermöglichte, das Massensterben zu überleben und sich anzupassen. "Es scheint, dass eines der Dinge, die die ersten Dinosaurier besonders machten, darin bestand, dass sie während der Trias unterschiedliche Ernährungsweisen entwickelten", sagt Antonio Ballell laut Universität. "Wir glauben, dass dies der Schlüssel zu ihrem evolutionären und ökologischen Erfolg gewesen sein könnte."

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