Die Erde im Blick:Satelliten-Zwillinge liefern erste 3D-Bilder

"Terrarsar-X" und "Tandem-X" haben erste exakte Höhenmodelle von Teilen der Erdoberfläche gesendet. Dabei sind die Satelliten-Zwillinge noch gar nicht in ihrer Zielposition.

Der kürzlich in den Orbit gesandte Satellit Tandem-X und sein Zwilling Terrasar-X haben erste dreidimensionale Bilder zur Erde geschickt.

´Tandem-X" liefert erste 3D-Bilder aus dem All

Ein in klassischen Atlasfarben koloriertes Tandem-X-Höhenmodell zeigt die Region am russischen Fluss Don bei Kalasch. Das Modell ist stark überhöht, der gezeigte Landschaftsausschnitt hat in der Realität einen Höhenunterschied von nur etwa 200 Metern. Durch die hohe Auflösung der Daten sind auf dem Bild nicht nur Täler und Hochflächen zu erkennen, sondern auch Straßen und Feldergrenzen.

(Foto: dpa)

Bereits einen Monat nach dem Start - eine Woche vor dem Zeitplan - konnten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein digitales Höhenmodell erstellen. Aufgenommen wurde eine Inselgruppe im russischen Nordpolarmeer.

Eigentlich sind die Satelliten noch nicht in ihrer vorgesehenen Position. Sie müssen in einer engen Formation fliegen und dieselben Regionen aus verschiedenen Perspektiven aufnehmen, um 3D-Bilder zu erstellen. Den Forschern ist es jedoch gelungen, Aufnahmen zu machen, als die Satelliten sich auf ihren gegenwärtigen Umlaufbahnen angenähert hatten.

Motiv der Bilder ist die russische Oktoberrevolutions-Insel der Sewernaja-Semlja-Gruppe im Arktischen Ozean im Norden Russlands. Wie das DLR berichtet, zeigen schon diese ersten Höhenmodelle "erstaunliche Ansichten". "Nie zuvor konnten aus dem Weltraum Details wie die Höhe der Gletscher und einzelner treibender Eisschollen mit einer Präzision von wenigen Zentimetern vermessen werden", hießt es auf der Homepage des Zentrums.

Distanz der Satelliten: 200 Meter

Die Satelliten hatten sich am 16. Juli 2010 auf eine Distanz von 370 Kilometern angenähert. Die DLR-Wissenschaftler ließen die die sonst senkrecht zur Erde ausgerichteten Antennen zur Seite schwenken, so dass sie trotz der noch immer sehr großen Entfernung auf den gleichen Punkt auf der Erde "schielten".

´Tandem-X" liefert erste 3D-Bilder aus dem All

Ein leicht koloriertes Höhenmodell zeigt eine Eiskappe auf der Mitte der Oktoberrevolutions-Insel. Die Kappe hat einen Durchmesser von 30 bis 40 Kilometern und ist 700 Meter hoch. Sie liegt auf einer Landschaft aus Schnee und Eis. Außerdem sind auf dem Bild von der Eiskappe weglaufende Entwässerungslinien zu erkennen.

(Foto: dpa)

"Wir sind erleichtert, dass diese ersten Aufnahmen so gut verlaufen sind", erklärte Gerhard Krieger vom DLR. "Das bedeutet, dass das Zusammenspiel der beiden Satelliten auch bereits in diesem ersten Stadium hervorragend funktioniert, die Orbits hochgenau kontrolliert werden und auch unsere Bodensysteme damit klar gekommen sind."

Nachdem der erste Versuch funktioniert hatte, nutzten die Wissenschaftler die Begegnungen der Satelliten auch, um ein Höhenmodell eines etwa 50 mal 30 Kilometer großen Gebietes in der südrussischen Region bei Kalatsch am Don anzufertigen. "Erstmals sieht man in derartigen Bildern selbst die minimalen Höhenunterschiede von Straßen, Ackergrenzen und Flussläufen", stellt DLR-Ingenieur Thomas Fritz begeistert fest. Dies eröffne jetzt schon fantastische Aussichten für die Anwendung dieser Daten- zum Beispiel für die Vorhersage von Überflutungsgebieten im Katastrophenfall.

Die beiden Satelliten fliegen inzwischen in einem Abstand von nur noch 20 Kilometern, ihre Systeme werden getestet und kalibriert. Im Herbst sollen sie dann in den engen Formationsflug gehen. In den nächsten drei Jahren werden dann nur noch 500 Meter zwischen ihnen liegen, für die Aufnahmen nähern sie sich sogar auf 200 Meter an.

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