Der Sternenhimmel:Rotieren leicht gemacht

Wäre es doch nur schon Frühling. Aber wenn die Sonne auf ihrer Bahn am 21. März um 0.21 Uhr den Himmelsäquator kreuzt, ist es soweit: Dann beginnt - immerhin - der astronomische Frühling.

Helmut Hornung

Der Frühling ist unabhängig vom Wetter oder gar von Gefühlen: Er beginnt jedes Jahr um den 20. März und hat - wie könnte es anders sein - mit der Sonne zu tun. Die wandert einmal pro Jahr um das Firmament herum.

Sternenhimmel März 2011

Sternenhimmel März 2011 Der Sternenhimmel Anfang März 21.30 Uhr bis Ende März 20.30 Uhr (MESZ).

(Foto: M. Rothe)

Ihre Straße heißt Ekliptik, ist die an den Himmel gespiegelte Jahresbahn der Erde um die Sonne und darf nicht mit dem täglichen Marsch der Sonne von Osten nach Westen verwechselt werden, der wiederum die knapp 24-stündige Rotation unseres Planeten um seine Achse anzeigt. Auf ihrer Jahresroute rückt die Sonne am Firmament täglich etwa ein Grad (entsprechend zwei Vollmonddurchmesser) nach Osten. Die Ekliptik führt durch 13 Konstellationen.

Zwölf davon gelten seit der Antike als Tierkreissternbilder, der Schlangenträger wurde nicht mitgezählt. Davon zu unterscheiden sind die zwölf Tierkreiszeichen, die in der Astrologie eine Rolle spielen und jeweils exakt 30 Grad langen Abschnitten auf der Ekliptik entsprechen. Mittlerweile haben sich Sternbilder und Sternzeichen verschoben; so fällt etwa das Zeichen Widder mit dem Bild Fische zusammen.

Die Erdachse bildet mit der Erdbahn einen Winkel von 66,5 Grad; unser Planet ähnelt einem schräg stehenden Kreisel. Daher ist die Ekliptik gegenüber dem Himmelsäquator um 23,5Grad geneigt. Den Himmelsäquator können wir uns leicht vorstellen: Nehmen wir dazu an, dass die Erde im Zentrum einer größeren Kugel schwebt. Nun verlängern wir in Gedanken die Rotationsachse der Erde über Nord- und Südpol hinaus, bis sie auf diese Kugel stößt. Auf dieselbe Sphäre projizieren wir auch den Erdäquator, der den Globus in zwei Hälften teilt. So haben wir die beiden Erd- in zwei Himmelspole und den Erd- in den Himmelsäquator verwandelt. Der Himmelsäquator ist unsichtbar und geht genau im Osten auf und im Westen unter.

Im Süden erreicht er seine höchste Stellung; sie entspricht 90 Grad minus der geografischen Breite des Beobachtungsorts. München beispielsweise liegt auf 48 Grad nördlicher Breite, der Himmelsäquator erhebt sich also um maximal 42Grad über dem Südhorizont. Der imaginäre Äquator hat reale Auswirkungen: Am Winteranfang erreicht die Sonne auf ihrer Jahresbahn den niedrigsten Punkt, steht also in München mittags etwa 19 Grad hoch im Süden (42 Grad minus 23,5 Grad); zu Sommeranfang sind es am höchsten Punkt dagegen 66 Grad (42plus 23,5). Ekliptik und Himmelsäquator berühren sich an zwei Stellen, Frühlings- und Herbstpunkt genannt.

Der astronomische Frühling beginnt also in dem Moment, da die Sonne auf ihrer Bahn (Ekliptik) den Himmelsäquator kreuzt. Das passiert in diesem Jahr am 21.März um 0.21 Uhr. Dann sind an allen Orten der Erde Tag und Nacht in etwa gleich lang ("Tagundnachtgleiche").

Der Frühlingsanfang bestimmt auch das Osterfest: Es fällt stets auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond und kann zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. 2011 tritt der Frühlingsvollmond erst am 18. April ein, einem Montag. Folglich ist Ostersonntag der 24. April - viel später geht es kaum noch.

Merkur zeigt sich nach Sonnenuntergang ab 10. März als Sternchen tief am westlichen Firmament; zum letzten Mal sollte man den Götterboten mit bloßem Auge am 29.März sehen können. Venus dominiert immer noch den Morgenhimmel im Osten. Jupiter tritt von der Himmelsbühne ab. Am 15. März steht er zwei Grad nördlich von Merkur, fünf Tage später verschwindet er in der Abenddämmerung. Saturn im Bild Jungfrau entwickelt sich zum Planeten der ganzen Nacht. Die Meteorströme der Virginiden, Sigma-Leoniden und Hydraiden bleiben unscheinbar.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 4., Erstes Viertel am 13., Vollmond am 19. und Letztes Viertel am 26.März. In der Nacht zum 27. März müssen die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) beginnt.

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