Der Sternenhimmel im Januar:Mars-Musterungen

Blühende Landschaft oder Heimat von Kampfmaschinen: Der Mars fasziniert die Erdbewohner. Im Januar erreicht der Planet seine geringste Entfernung zur Erde.

Helmut Hornung

Forscher am kalifornischen Lick-Observatorium beobachteten es als Erste: Ein helles Licht, das auf dem Mars aufleuchtete. Man schrieb das Jahr 1894, und der Rote Planet stand in Opposition zur Erde. Aber keine Vulkane waren auf der fernen Welt ausgebrochen, sondern die Marsianer bereiteten sich auf die Reise zur Erde vor. Wenige Jahre später landeten sie in England und drohten, die Menschheit zu vernichten. So beginnt die dramatische Handlung des Romans "The War of the Worlds" von Herbert George Wells, mit dem das Marsfieber um die Wende zum 20. Jahrhundert einen Höhepunkt erlebte. Nachdem der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli 1877 auf dem Planeten tatsächlich vermeintliche "Kanäle" entdeckt haben wollte, hielten selbst seriöse Wissenschaftler den Himmelskörper für bewohnt.

Der Sternenhimmel im Januar: Anfang Januar 21.30 Uhr Ende Januar 19.30 Uhr

Anfang Januar 21.30 Uhr Ende Januar 19.30 Uhr

(Foto: Grafik: M.Rothe)

Der Mars hatte damals schon eine lange Karriere als mystisches Wesen hinter sich: Die Babylonier nannten ihn Nergal, die Griechen Ares - in beiden Fällen war das der Kriegsgott. Die Römer sahen ihren Mars weniger negativ, schließlich sollten die beiden Stadtgründer Romulus und Remus von ihm abstammen.

Der amerikanische Millionär Percival Lowell gründete 1894 in Arizona eine eigene Sternwarte, um den Mars zu mustern. Immerhin zeigte der Planet Polkappen, die sich mit den Jahreszeiten ebenso veränderten wie Färbung und Struktur der übrigen Oberfläche. Die Ernüchterung kam im Sommer 1965, als die US-Sonde Mariner 4 in 9000 Kilometer Abstand am Mars vorbeiflog und 22 Schwarz-Weiß-Bilder übertrug. Statt blühender Landschaften zeigten sich darauf mehr als 300 Krater. Der Rote Planet ähnelte nicht der Erde, sondern dem Mond.

Dennoch hat er einiges zu bieten: mächtige Schildvulkane, tiefe Canyons oder gewaltige Becken und Hochplateaus. Und es gibt Wasser - wenige Meter tief im Boden sowie an den Polen. Die Landesonde Phoenix registrierte sogar Schnee, der aus Wolken fiel; die Kristalle verdampften jedoch, bevor sie am Boden ankamen.

Überhaupt kann Wasser in flüssiger Form auf der Oberfläche nicht existieren, es ist zu kalt und der Luftdruck zu gering. So interessiert die Wissenschaftler vor allem die Geschichte des Mars. War er einst ein Ort der Wärme und des Wassers? Hat sich auf ihm vielleicht doch Leben entwickelt? Existieren noch heute niedere Organismen? Diese Fragen liefern nicht zuletzt die Schubkraft für teure Missionen zum Roten Planeten.

Am 29. Januar gelangt Mars in Opposition. Das heißt: Er geht bei Sonnenuntergang auf, steht um Mitternacht hoch im Süden und geht bei Sonnenaufgang unter. Außerdem erreicht er seinen geringsten Abstand zur Erde.

Wenn unser Planet auf der Innenbahn zum Überholen ansetzt, wandert Mars dieses Mal nahe seines sonnenfernsten Punkts. Daher trennen uns 99,3 Millionen Kilometer - in acht Jahren sind es dann nur 57,6 Millionen Kilometer. Entsprechend klein erscheint das Planetenscheibchen.

Als heller "Stern" zieht Mars in den kommenden Wochen vom Löwen in den Krebs. Merkur lässt sich vom 16. Januar an in der Morgendämmerung tief im Südosten blicken. Venus bleibt unbeobachtbar, Jupiter leuchtet am frühen Abend im Südwesten. Saturn im Bild Jungfrau geht Anfang Januar kurz vor Mitternacht auf, zum Monatsende bereits gegen 21.50 Uhr. Erfahrene Planetenjäger finden Uranus nach Sonnenuntergang im Grenzgebiet zwischen Wassermann und Fische; Neptun im Steinbock verschwindet in den kommenden Tagen von der Bildfläche. In der Nacht zum 4. Januar zeigten die Meteore der Quadrantiden ihr Maximum. Der Fahrplan des Mondes: Letztes Viertel am 7., Neumond am 15., Erstes Viertel am 23. und Vollmond am 30. Januar. Am 3. Januar hatte die Erde mit 147 Millionen Kilometern ihre geringste Entfernung zur Sonne erreicht.

Dreibeinige Kampfmaschinen

"The War of the Worlds" ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Romane. Der englische Schriftsteller Herbert George Wells (1866 bis 1946) spielt darin nicht nur mit der Angst vor den Außerirdischen, sondern liefert auch eine Satire auf die Expansionspolitik des Empires um die Wende zum 20. Jahrhundert. Besondere Ironie: Die Marsianer, in dreibeinigen Kampfmaschinen unterwegs, sterben letztlich an harmlosen Bakterien, gegen die ihr Immunsystem nicht gewappnet ist.

Vor seinem Erfolg als Schriftsteller verdingte sich Wells als Apothekergehilfe und Hilfslehrer. Er studierte außerdem Physik, Chemie, Geologie, Astronomie und Biologie. Der "Krieg der Welten" lieferte Stoff für Hörspiele, Filme und ein Musical. Wohl am bekanntesten ist die als fiktive Reportage inszenierte Radiosendung von Orson Welles. Die US-Station CBS strahlte sie am 30. Oktober 1938 aus. Daraufhin sollen Tausende Menschen aus den Städten geflüchtet sein, weil sie tatsächlich an einen Angriff der Aliens glaubten. Im Jahr 2005 verfilmte Steven Spielberg das Buch, die Hauptrollen spielten Tom Cruise, Dakota Fanning und Tim Robbins.

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