Der Sternenhimmel des Monats:Roter Planet auf Schlingerkurs

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Ein guter Blick auf den Mars, Sternschnuppen und eine partielle Mondfinsternis an Silvester: Der Sternenhimmel im Dezember.

H. Hornung

Aufgenommen hat es der Satellit WMAP. Allerdings spiegelt sich in der blau, grün, gelb und rot gesprenkelten Karte kein höheres Wesen, wie es der Nobelpreisträger George Smoot einmal euphorisch ausdrückte, sondern die Kontur des Universums wenige hunderttausend Jahre nach dessen Geburt. Damals kühlte das All nach dem unbeschreiblich heißen Urknall auf 3000 Grad ab, Protonen und Elektronen konnten sich zu Wasserstoffatomen vereinen. Jetzt war der Weg frei für die Lichtteilchen, die das kosmische Babybild in die Welt hinaustrugen. Und dieses zeigt eben kein glattes Gesicht. Offenbar stammen die Runzel von winzigen Störungen der anfänglichen Ursuppe, in der Materie und Energie noch untrennbar umherschwappten. Mit der Ausdehnung des Universums haben sich im Lauf der Zeit auch die Fluktuationen aufgebläht.

Das Bild des frühen Universums. Erstellt wurde es durch die Messdaten des WMAP-Satelliten. (Foto: Foto:)

Tatsächlich entdeckten die Astronomen vor drei Jahrzehnten, dass die Galaxien den Raum keineswegs gleichmäßig erfüllen. Vielmehr bilden diese Bausteine des Weltalls einige hundert Millionen Lichtjahre große Honigwaben: Zellen, deren Wände aus galaktischen Superhaufen bestehen und die riesige Leerräume umschließen. Wie erwähnt, gründet der Ursprung dieses kosmischen Geflechts in mikroskopischen Quanteneffekten während der ersten Sekundenbruchteile des Universums. Warum aber haften die Galaxien an diesem Netz wie Tautropfen an Spinnenfäden? Die Forscher vermuten, dass ein Gerüst aus Dunkler Materie das Weltall durchzieht. Dieser mysteriöse Stoff soll knapp ein Viertel der Masse des Kosmos ausmachen.

Zwei Wandelsterne bestimmen das abendliche Firmament im Dezember: Mars und Jupiter. Während der Rote Planet durch den Löwen zieht und Mitte des Monats gegen 20.40 Uhr aufgeht, prangt der Gasriese als heller Stern im Steinbock nach Einbruch der Dunkelheit schon hoch im Süden. Merkur bietet vom 18. bis 23. Dezember täglich eine kurz Abendsichtbarkeit; gegen 17 Uhr sollte man den innersten Planeten jeweils für eine Viertelstunde tief im Südwesten erkennen. Venus können wir von unserer morgendlichen Beobachtungsliste streichen, Saturn in der Jungfrau klettert nach Mitternacht über den Osthorizont. Etwa zur selben Zeit geht Uranus im Wassermann unter.

Neptun steht im Steinbock und erhält am 20. Dezember Besuch von Jupiter, der ihn im Abstand von einem Vollmonddurchmesser passiert. Am frühen Morgen des 13. Dezember können stündlich bis zu 120 Sternschnuppen der Geminiden über das Firmament schießen. Weniger ergiebig sind die Coma Bereniciden um den 20. und die Ursiden in der Nacht zum 23. Dezember.

Die partielle Mondfinsternis an Silvester ist eher enttäuschend, nur acht Prozent des Trabanten tauchen um 20.23 Uhr in den irdischen Kernschatten. Der Fahrplan des Mondes: Vollmond am 2. und am 31. Dezember, Letztes Viertel am 9., Neumond am 16. und Erstes Viertel am 24. Dezember. Am 21. Dezember erreicht die Sonne den niedrigsten Stand auf ihrer Jahresbahn - um 18.47 Uhr beginnt der astronomische Winter.

Wenn Sternenfreunde in den nächsten Wochen die gemächliche Wanderung des Roten Planeten am Firmament verfolgen, wandeln sie auf den Spuren von Johannes Kepler - passend zum Ende des internationalen Astronomiejahres. Denn Mars diente dem Himmelsforscher als entscheidendes Rädchen, um das wissenschaftliche Uhrwerk des Planetensystems zu konstruieren.

Im Jahr 1600 kam Kepler als Assistent des Hofastronomen Tycho de Brahe an den Kaiserhof nach Prag. Tycho galt als hervorragender Beobachter, rückte aber seine Daten nicht heraus. Als er ein Jahr später starb, wurde Kepler sein Nachfolger und stürzte sich sofort auf die Aufzeichnungen. So fand der Astronom heraus, dass Mars nicht auf einem Kreis, sondern auf einer Ellipse die Sonne umrundet.

In seinem vor 400 Jahren erschienenen Werk "Astronomia nova" formulierte Kepler diese Tatsache. Außerdem entdeckte er, dass der Mars in Sonnennähe schneller läuft als in Sonnenferne. Die beiden Keplerschen Gesetze gelten für alle Planeten. Und wenn heute Fernmeldesatelliten starten oder ein Raumgleiter die ISS anfliegt, dann stecken dahinter ebenfalls die Gesetze des genialen Astronomen.

© SZ vom 01.12.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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