Debatte um die PID:Fronten quer durch alle Reihen

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Die Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina stößt unter Politikern auf ein völlig unterschiedliches Echo.

Nina von Hardenberg

Die Kritik kam prompt: "Mit einer solch wissenschaftsfreundlichen Haltung werden Frauen unter Druck gesetzt, nur noch gesund konstruierte Kinder auf die Welt zu bringen", sagte der Unions-Fraktionsvize Johannes Singhammer am Dienstag zu der Stellungnahme der Akademie.

"Die PID stärkt das Ja zum Kind", sagt Ursula von der Leyen (CDU). (Foto: dapd)

Der CSU-Politiker will gemeinsam mit Abgeordneten anderer Parteien noch in der kommenden Woche einen Antrag für ein PID-Verbot vorlegen. Sein Kampf scheint jedoch vergeblich zu sein: Ein striktes Verbot, wie es auch die Kanzlerin befürwortet, wird im Bundestag nach Einschätzung von Abgeordneten keine Mehrheit finden. Angela Merkel hatte sich schon früh gegen die Tests ausgesprochen, weil sie befürchtet, dass diese sich nicht auf wenige schwere Fälle begrenzen lassen.

Diese Position ist aber selbst in der Union umstritten. Auch prominente CDU-Politiker sprechen sich inzwischen für die PID aus, darunter Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. "Man kann diese sensible ethische Frage nur mit dem Blick auf die Mutter beantworten", sagte die Ministerin der Süddeutschen Zeitung. "Es ist für mich unverständlich, dass bei einer befruchteten Eizelle in einer Glasschale Untersuchungen auf schwere genetische Schäden verboten sein sollen, aber später nach einer künstlichen Befruchtung am Embryo im Mutterleib alle Untersuchungen stattfinden dürfen." Die PID in engen Grenzen ermögliche es einer kleinen schicksalsgeprüften Gruppe von erblich belasteten Paaren, Ja zum Kind zu sagen.

Die emotionale Argumentation der Ministerin zeigt, was auch die Abstimmung im Bundestag entscheidend beeinflussen dürfte: Die PID ist kein abstraktes Wissenschaftsthema. Hier geht es um den für viele allzu nachvollziehbaren Wunsch nach einem gesunden Kind. Wer will einem Paar eine Untersuchung verbieten, auf die es alle Hoffnung setzt?

Die meisten Abgeordneten wollen das offenbar nicht, ethische Bedenken hin oder her. Im Parlament kristallisiert sich eine Mehrheit für eine begrenzte Zulassung der PID heraus. Einen entsprechenden Antrag legte im Dezember eine Gruppe um den parlamentarischen Staatssekretär Peter Hintze (CDU) vor. Demnach soll die PID verboten bleiben. Für Paare mit schwerwiegenden Erbkrankheiten würde aber eine Ausnahme gelten. Die Stellungnahme der Akademie dürfte die Gruppe der PID-Befürworter im Parlament weiter stärken. Entsprechend euphorisch fielen die Reaktionen aus: "Für mich ist das ein klarer Sieg der humanitären Vernunft", sagte Peter Hintze.

© SZ vom 19.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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