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Tierschützer mahnen:Corona-Schutzausrüstung kann Wildtiere töten

Herumfliegende Masken zählen inzwischen zum traurigen Stadtbild wie Hundehaufen und Zigarettenkippen. Für Tiere ist diese Nachlässigkeit gefährlich.

Mal ist es eine Maskenschnur, die sich um den Schnabel eines Vogels gewickelt hat, mal ein Handschuh, in dem ein junger Fisch feststeckt. Der Schutz für Menschen vor dem Coronavirus könne tödlich für Wildtiere wie Fische oder Vögel werden, mahnt die Deutsche Wildtier Stiftung (DWS). "Noch ist das ganze Ausmaß, das durch die unsachgemäße Entsorgung von Schutzmaterialien verursacht wird, nicht abzusehen", sagt Vorstand Klaus Hackländer. "Doch schon jetzt steht fest, dass Wildtiere durch Covid-19-Müll zu Opfern der Pandemie werden."

Er verweist auf eine Untersuchung des Teams um Auke-Florian Hiemstra vom niederländischen Naturalis Biodiversity Center und Liselotte Rambonnet von der Universität Leiden. Sie berichten von einem kleinen Fisch, der mit dem Maul voran im "Daumen" eines Latexhandschuhs steckte. Er sei zum Auslöser für das Projekt geworden. Die Forscher forderten Menschen auf, ihnen Bilder von Tieren zu senden, die sich in solchen Handschuhen, Masken oder anderer Schutzausrüstung verheddert hatten. Das Team erhielt Fotos und Berichte aus zahlreichen Ländern von Brasilien bis hin zu Malaysia und präsentiert seine Arbeit im Journal Animal Biology. Demnach schlucken unter anderem Haustiere, insbesondere Hunde, Schutzmasken. Einige Vögel nutzten sie zum Nestbau. Tiere würden geschwächt, weil sie sich verheddern, sagt Rambonnet. Zudem fülle der Kunststoff ihre Mägen.

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