Die Rechnung ist einfach: Da wäre das Ziel, die Erderwärmung langfristig bei zwei Grad Celsius zu stabilisieren. Da wäre der Pfad, mit welchen Maximal-Emissionen an Treibhausgasen dies zu erreichen wäre. Und da sind jene 44 Gigatonnen Kohlendioxid im Jahr, die weltweit bis 2020 emittiert werden dürften - allerhöchstens. Derzeit spricht wenig dafür, dass es gelingt.
Das legt auch der neue "Emissions Gap Report" nahe, den das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) am Dienstag in Berlin vorgelegt hat. Danach landet die Welt bei jährlich 59 Gigatonnen CO2, wenn die Emissionen weiter wachsen wie bisher, und bei bestenfalls 52 Gigatonnen, sollten alle Staaten ihre freiwilligen Zusagen einhalten.
Wie im vorigen Jahr wären das acht Gigatonnen zu viel - nur ist 2020 mittlerweile ein Jahr näher gerückt. "Wir gehen genau in die falsche Richtung", sagt Joseph Alcamo, Forschungschef bei der UNEP in Nairobi. "Wenn die Staaten ihre Ziele nicht anheben, kommen wir auf einen anderen Pfad, womöglich verdoppeln sich die zwei Grad." An dem Bericht hatten 44 Wissenschaftlergruppen in 17 Ländern mitgearbeitet.
Die Warnungen kommen nicht von ungefähr gerade jetzt: Kommende Woche beginnt in Warschau die 19. Weltklimakonferenz. Sie soll Vorbereitungen treffen für ein neues Klimaabkommen, das 2015 geschlossen werden könnte, aber erst von 2020 an gelten soll. Die Staaten müssten also unabhängig davon schon vorher ihre Selbstverpflichtungen anheben. "Noch kann das 2020-Ziel erreicht werden", sagt UNEP-Chef Achim Steiner. Dem Bericht zufolge liegt das technische Potenzial für Minderungen bis 2020 bei 17 Gigatonnen - rein theoretisch.