Club of Rome:"Wir sind im Begriff, den Regenwald aufzuessen"

Tropischer Regenwald

Atlantischer Regenwald auf der Ilha do Cardoso im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo.

(Foto: dpa)
  • Im 34. Bericht des Club of Rome warnt die Organisation vor dem Verlust tropischer Regenwälder.
  • In Südostasien habe sich die Entwaldung beschleunigt, es seien bereits Urwälder von der Größe Indiens verschwunden.
  • In Brasilien spitzt sich die Situation momentan zu.

Primärwälder von der Größe Indiens sind bereits verschwunden

Der Verlust tropischer Regenwälder nimmt nicht nur Tieren und Pflanzen den Lebensraum, sondern befeuert auch den Klimawandel. Der 34. Bericht des Club of Rome, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, warnt davor, erste Erfolge beim Schutz von Regenwäldern wieder zu gefährden. "Das Zusammentreffen von Agrarindustrie, Klimawandel und Zerstückelung der Flächen durch Straßen ist ein tödlicher Giftcocktail", kritisiert der langjährige Generaldirektor des WWF International, Claude Martin, in seinem Bericht zum Status quo der Tropenwälder.

Zwar sei die Entwaldung in manchen Regionen wie etwa Brasilien zuletzt etwas langsamer fortgeschritten, sagte Martin. In Südostasien habe sie sich aber beschleunigt. Dort entstanden zahlreiche Palmöl-Plantagen. Auch dem Anbau von Soja muss viel Wald weichen. "Wir sind im Begriff, den Regenwald aufzuessen, und zwar auf sehr unnachhaltige Weise", sagte Martin. Allein durch Holzeinschlag seien bereits Primärwälder ("Urwälder") von mehr als der Größe Indiens verschwunden.

Dabei sind Regenwälder wichtige Treibhausgas-Speicher. "In normalen Jahren werden allein im Amazonasbecken durch den Regenwald 0,4 bis 0,6 Gigatonnen Kohlenstoff gebunden", erläuterte Martin. Dies bremst den Klimawandel.

"Entscheidungsträger spielen wortwörtlich mit dem Feuer"

In Brasilien, dem Land mit dem größten Regenwald-Block der Erde, spitzt sich die Situation momentan zu. "Das Land hat große Erfolge im Regenwaldschutz im Amazonas erzielt und kann für andere Staaten als Modell funktionieren", sagt Jörg Andreas Krüger, Experte für Biodiversität beim WWF Deutschland. Derzeit stehe die Regierung jedoch unter dem Druck der Agrar-, Energie- und Bergbauindustrie. Eine Verfassungsreform drohe bestehende Schutzgebiete aufzulösen, auch neue Bergbaugebiete seien geplant.

Umweltschützer fordern, den Regenwaldschutz wieder weiter nach vorne auf die Agenda zu rücken. "Die politischen Entscheidungsträger spielen wortwörtlich mit dem Feuer", sagte Graeme Maxton, Generalsekretär des Club of Rome. Nach jahrzehntelangem Raubbau umfassen die verbliebenen Waldflächen am Amazonas, in Afrika und Asien noch eine Fläche, die größer ist als die der USA. Wird die Abholzung nicht gestoppt, werden bis 2050 voraussichtlich Waldgebiete von der doppelten Größe Spaniens verschwinden.

Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Experten verschiedenster Disziplinen aus mehr als 30 Ländern. 1968 gegründet, setzt sich die gemeinnützige Organisation für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Wegweisend war der erste Bericht "Grenzen des Wachstums" aus dem Jahr 1972. Es war die erste bedeutende wissenschaftliche Studie, die sich mit der Begrenztheit der Ressourcen auseinandersetzte und vor einem Ende des weltweiten Wachstums innerhalb der nächsten hundert Jahre warnte.

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