Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs Chang’e-6 ist mit Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes zur Erde zurückgekehrt. Wie Live-Bilder des chinesischen Staatsfernsehens zeigten, landete die Kapsel am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Steppe der Inneren Mongolei. China hatte zuletzt im Dezember 2020 Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht, den USA und der Sowjetunion war dies in den 1960er- und 1970er-Jahren gelungen. Erstmals waren nun jedoch Proben von der erdabgewandten Seite des Mondes an Bord, von denen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über dessen Entstehungsgeschichte erhoffen.
Der Lander des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffs Chang’e-6 hatte am 2. Juni auf dem Mond aufgesetzt und anschließend die Gesteinsproben gesammelt. Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle im Südpol-Aitken-Becken des Mondes gehen chinesische Forscher davon aus, dass die zurückgebrachten Proben aus 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten in den Proben enthalten sein.
Es gebe „erhebliche Unterschiede“ zwischen der erdzugewandten und der erdabgewandten Seite des Mondes, und zwar hinsichtlich der Krustendicke, der vulkanischen Aktivität und der Zusammensetzung des Bodens, schreibt der chinesische Geologe Yue Zongyu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Wissenschaftsmagazin The Innovation. Proben mit Spuren von Meteoriten könnten nicht nur Informationen über die Evolution des Mondes liefern, sondern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten inneren Sonnensystems.
Mit der Rückkehr der Kapsel zur Erde schließt China bereits seine sechste Mondmission seit 2007 ab. Zuletzt hatte Chang’e-5 vor vier Jahren Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. Zuvor war 2019 mit Chang’e-4 erstmals ein Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet und hatte dort das Terrain erkundet. Mondlande-Missionen gelten als diffizil. In jüngster Vergangenheit hatten mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Russland nicht wie geplant ihr Ziel erreicht.
Die erfolgreiche Mission ist somit nicht nur ein möglicher Gewinn für die Wissenschaft, sondern auch ein prestigeträchtiger Erfolg für das chinesische Raumfahrtprogramm. Eine Probe heil zur Erde zurückzubringen, ist aufwendig. China ist nach den USA und Russland erst der dritte Staat, dem dies gelungen ist. Und das Land will nun die nächste Herausforderung angehen: Im nächsten Jahrzehnt sollen erstmals chinesische Taikonauten den Mond betreten.