Vor acht Jahren konnte ich einige Monate lang in China zu Umweltthemen recherchieren. Was ich vor der Abreise erwartet hatte: viel Luftverschmutzung, kaum Umweltbewusstsein, wenige kritische Stimmen. Was ich dann tatsächlich erlebte, warf diese Vorstellungen ziemlich über den Haufen. Ich traf mutige chinesische Journalisten, die Umweltkriminalität nachgingen. Aktivisten, die der Verschmutzung von Luft und Wasser mithilfe von Apps den Kampf ansagten. Tüftler, die an neuartigen Elektrogefährten schraubten. Vertreter von Umweltorganisationen, die selbstbewusst den Ausbau der erneuerbaren Energien forderten und fossile Energien wie die für China so wichtige Kohle kritisierten.
Es waren zarte Pflänzchen einer Zivilgesellschaft, die unter Präsident Xi Jinping mittlerweile immer stärkerem Druck ausgesetzt ist. Gleichzeitig beschäftigt der Schutz der natürlichen Ressourcen auch die Zentralregierung in Peking immer intensiver. Kein Land schließt jedes Jahr so viele neue Solarparks und Windräder an wie China, nirgendwo werden mehr Elektroautos gebaut. Einerseits.

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Am 2. August 2024 erscheint dieser Newsletter zum letzten Mal. Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und Ihr Interesse an der Berichterstattung über Klimathemen der Süddeutschen Zeitung.
Andererseits haben die chinesischen Behörden 2022 so viele neue Kohlekraftwerke genehmigt wie seit 2015 nicht mehr. Und während der CO₂-Ausstoß in den USA und der EU bereits sinkt, legt er in China stetig zu.
Wie das alles zusammenpasst, hat Lea Sahay, China-Korrespondentin der SZ, in der Provinz Sichuan recherchiert. 2022 gab es dort eine historisch schlimme Dürre, auch die ersten Monate dieses Jahres waren viel zu trocken - bis schließlich Starkniederschläge neues Wetterchaos verursachten. Auch Peking versinkt derzeit im Regen. Alles Anzeichen dafür, dass die Klimakrise längst in China spürbar ist. Trotzdem kennen viele dort noch nicht einmal das Wort "Klimawandel". Ist China nun also Vorreiter im Klimaschutz, Opfer der Klimakrise oder doch der schlimmste Klimasünder überhaupt? Die Antworten sind komplex und teilweise widersprüchlich - und gerade deshalb so lesenswert (SZ Plus).
Man muss nicht bis nach China schauen, um Vergehen an der Umwelt zu finden. Eines spielt sich gerade an der Grenze zwischen Deutschland und Polen ab. Wie schon im vergangenen Jahr droht der Oder ein Massensterben von Fischen. Die Gründe beleuchten die SZ-Autorinnen Inga Dreyer und David Schmidt (SZ Plus).
(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)