"Chandrayaan-2":Indische Mondlandung scheitert

"Chandrayaan-2": Die Nordpol-Region des Mondes, von der indischen Raumsonde Chandrayaan 2 aus der Umlaufbahn fotografiert

Die Nordpol-Region des Mondes, von der indischen Raumsonde Chandrayaan 2 aus der Umlaufbahn fotografiert

(Foto: ISRO)

Als weltweit vierte Nation hatte Indien eine sanfte Mondlandung angestrebt. Doch der Kontakt zur Sonde brach beim Landeanflug ab.

Von Christoph von Eichhorn

Die indische Raumfahrtbehörde ISRO hat nach eigenen Angaben kurz vor ihrer ersten geplanten Mondlandung die Verbindung zu ihrem Landemodul Vikram verloren. Die Annäherung an den Mond sei bis auf 2,1 Kilometer über der Oberfläche normal verlaufen, sagte der Chef der ISRO, Kailasavadivoo Sivan, in der Nacht auf Samstag. "Die Daten werden ausgewertet." Bislang ist unklar, ob Vikram beim Landeversuch zerstört wurde.

Hunderttausende Menschen hatten die Live-Übertragung im Internet verfolgt. Bei einem Erfolg der Mission wäre Indien das vierte Land geworden, dem eine kontrollierte Landung auf dem Mond gelingt - nach den USA, der Sowjetunion und China. Ziel der rund 126 Millionen Euro teuren Mission war es, die Oberfläche der Südpol-Region zu kartieren, den Boden zu analysieren und Wasser zu suchen. Dazu sollte nach dem Aufsetzen des Landemoduls ein kleiner Rover über eine ausgeklappte Rampe in den Mondstaub rollen und die Umgebung erkunden. Der indische Premierminister Narendra Modi sagte an die Wissenschaftler gerichtet: "Indien ist stolz auf euch. Ihr habt euer Bestes gegeben."

Die Raumsonde Chandrayaan-2 war im Juli vom indischen Weltraumbahnhof auf der Insel Sriharikota mithilfe einer Trägerrakete ins Weltall gestartet. "Chandrayaan" bedeutet auf Sanskrit "Mondfahrzeug". Vor rund einer Woche schwenkte die Sonde in eine Mondumlaufbahn ein und kartierte zunächst die geplante Landezone. Kurz vor der Landung nabelte sich das Landemodul Vikram vom Mutterschiff ab und sank in Richtung Mondoberfläche. Die Landung am Südpol des Erdtrabanten stellte den schwierigsten Teil der Mission dar, wie der Chef der indischen Raumfahrtbehörde sagte.

"15 Minuten des Grauens": Vor allem der Landeanflug war technisch anspruchsvoll

Vikram sollte auf einer Ebene bei 70 Grad südlicher Breite und 23 Grad östlicher Länge landen, so nahe am Mond-Südpol wie noch kein Mondfahrzeug zuvor. Die Astronauten der Apollo-Missionen setzten beispielsweise alle in Äquatornähe auf, da die Landung dort einfacher ist.

Da der Mond anders als etwa der Mars von keiner nennenswerten Atmosphäre umhüllt ist, können auch keine Fallschirme landende Raumfahrzeuge abbremsen. Bei Vikram sollten daher Triebwerke an der Unterseite die Geschwindigkeit verringern. Den Sinkflug zur Oberfläche musste das Landemodul zudem autonom anhand eines vorgegebenen Programms bewältigen, für die beteiligten Wissenschaftler bestand keine Möglichkeit einzugreifen. Diese Phase hatte ein Verantwortlicher im Vorfeld als "15 Minuten des Grauens" bezeichnet.

An einem ähnlichen Manöver war im April eine privatfinanzierte israelische Mondmission gescheitert. Die Raumsonde Beresheet war nach einem unerwarteten Abschalten der Triebwerke beim Landeanflug auf der Mondoberfläche zerschellt. Im Januar war mit der chinesischen Raumsonde Chang'e 4 erstmals eine Sonde auf der Mondrückseite gelandet, was als technisch äußerst herausfordernd gilt. Da der Mond der Erde stets dieselbe Seite zuwendet, liegt die Rückseite permanent im Funkschatten. Um einen Kontakt zu der Sonde herzustellen, brachte China eigens eine Raumsonde an eine geeignete Position hinter dem Mond, um über sie mit Chang'e 4 kommunizieren zu können. Für Indien ist es die zweite Mission zum Mond.

Während das Landemodul wohl verloren ist, befindet sich Chandrayaan-2 weiter in einer Umlaufbahn um den Mond. Rund ein Jahr lang soll die Sonde Daten sammeln und Fotos aufnehmen. Die erste indische Mondsonde Chandrayaan-1 war 2008 gestartet und hatte den Mond umkreist, bevor sie planmäßig darauf abstürzte.

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