"Chandrayaan-2":Indien verliert kurz vor Mondlandung den Kontakt zum Landemodul

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Dieses Bild aus dem Live-Video der Indian Space Research Organisation zeigt den Lander Vikram bevor der Kontakt verloren wurde. (Foto: AFP)
  • Die indische Raumfahrtagentur hat nach eigenen Angaben den Kontakt zu ihrer Mondlandefähre Vikram verloren.
  • Damit ist die erste Mondlandung Indiens mutmaßlich gescheitert.

Die indische Raumfahrtbehörde hat nach eigenen Angaben kurz vor ihrer ersten geplanten Mondlandung die Kommunikation zu ihrem Lander Vikram verloren. Die Annäherung an den Mond sei bis auf 2,1 Kilometer über der Oberfläche normal verlaufen, sagte der Chef der indischen Raumfahrtbehörde Isro, Kailasavadivoo Sivan, in der Nacht auf Samstag. "Die Daten werden ausgewertet." Bislang ist unklar, ob Vikram beim Landeversuch zerstört wurde.

Hunderttausende Menschen hatten die Live-Übertragung im Internet verfolgt. Indien hatte versucht, das vierte Land zu werden, dem eine kontrollierte Landung auf dem Erdtrabanten gelingt - nach den USA, der Sowjetunion und China. Ziel der 142 Millionen Dollar (umgerechnet rund 126 Millionen Euro) teuren Mission war es, die Oberfläche der Südpol-Region zu kartieren, den Boden zu analysieren und Wasser zu suchen. Der indische Premierminister Narendra Modi sagte an die Wissenschaftler gerichtet: "Indien ist stolz auf euch. Ihr habt euer Bestes gegeben."

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Die Raumsonde Chandrayaan - 2 war im Juli vom indischen Weltraumbahnhof "Satish Dhawan Space Centre" auf der Insel Sriharikota mithilfe einer Trägerrakete ins Weltall gestartet. "Chandrayaan" bedeutet auf Sanskrit "Mondfahrzeug". Am Dienstag schwenkte die Sonde in eine Mondumlaufbahn ein und kartierte zunächst die geplante Landezone. Kurz vor der Landung nabelte sich das Landemodul Vikram vom Mutterschiff ab und sank in Richtung Mondoberfläche.

China kam Indien mit einer Landung auf der Mondrückseite zuvor

Die Landung am Südpol des Erdtrabanten stellte den schwierigsten Teil der unbemannten Mission Chandrayaan-2 dar, wie der Chef der indischen Raumfahrtbehörde sagte. Vikram sollte auf einer Ebene bei 70 Grad südlicher Breite und 23 Grad östlicher Länge landen, so nahe am Mond-Südpol wie noch kein Mondfahrzeug zuvor. Die Astronauten der Apollo-Missionen setzten beispielsweise alle in Äquatornähe auf, da die Landung dort einfacher ist.

Da der Mond anders als etwa der Mars von keiner nennenswerten Atmosphäre umhüllt ist, können auch keine Fallschirme zum Einsatz kommen, um landende Raumfahrzeuge abzubremsen. Bei Vikram sollten daher Triebwerke an der Unterseite die Geschwindigkeit verringern.

An einem ähnlichen Manöver war im April eine privatfinanzierte israelische Mondmission gescheitert. Die Raumsonde Beresheet war nach einem unerwarteten Abschalten der Triebwerke beim Landeanflug auf der Mondoberfläche zerschellt. Im Januar war mit der chinesischen Raumsonde Chang'e 4 erstmals eine Sonde auf der Mondrückseite gelandet, was als technisch äußerst herausfordernd gilt. Da der Mond der Erde stets die selbe Seite zuwendet, liegt die Rückseite permanent im Funkschatten. Um mit der Sonde zu kommunizieren, brachte China eigens eine Raumsonde an eine geeignete Position hinter dem Mond, um über sie mit Chang'e 4 kommunizieren zu können.

Für Indien ist es die zweite Mission zum Mond. Während das Landemodul wohl verloren ist, befindet sich Chandrayaan-2 weiter in einer Umlaufbahn um den Mond und sammelt Daten. Die erste indische Mondsonde Chandrayaan-1 war 2008 gestartet und hatte den Mond umkreist, bevor sie planmäßig darauf abstürzte.

© SZ.de/dpa/aner/cvei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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