USAEine Universität gegen das Canceln

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US-Universitäten wie die berühmte Harvard-Universität galten einst als Ort freien Denkens. Doch mittlerweile trauen sich Studierende wegen des Klimas auf dem Campus oft nicht mehr, ihre Meinung zu sagen.
US-Universitäten wie die berühmte Harvard-Universität galten einst als Ort freien Denkens. Doch mittlerweile trauen sich Studierende wegen des Klimas auf dem Campus oft nicht mehr, ihre Meinung zu sagen. (Foto: Maddie Meyer/AFP)

Die Cancel Culture an US-Universitäten wird immer aggressiver. Nun wollen prominente Intellektuelle in Texas eine eigene Universität gründen. Könnte das zu einer freieren Debattenkultur führen?

Von Christian Weber

Es war natürlich eine gewagte und äußerst provokative Aussage in einer US-amerikanischen Eliteuniversität: Der Geophysiker Dorian Abbot, Assistenzprofessor an der University of Chicago, hatte im Herbst 2020 gefordert, dass allein die akademische Qualifikation über die Zulassung zum Studium und die Anstellung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen entscheiden sollte. Wenn man diesem Prinzip auf gewissenhafte und faire Weise folgen würde, so meinte er, sollte es gerade auch den Interessen weniger privilegierter Gruppen dienen. Es folgte der übliche Twitter-Mob, der vermeintlich soziale Gerechtigkeit einforderte. Abbot überlebte den Cancel-Sturm unter anderem deshalb, weil sein Uni-Präsident Robert Zimmer, eine Ausnahmeerscheinung, sich vor ihn stellte. Doch noch im vergangenen Monat sorgte der Vorfall dafür, dass das berühmte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston eine Einladung an den Geophysiker revidierte; Abbott hatte an der Universität eigentlich die renommierte öffentliche Vorlesung zur Klimakrise halten sollen.

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