Zwar hatte bereits vieles darauf hingedeutet, aber nun ist es offiziell bestätigt: Die Klimaerwärmung hat die Bedingungen wahrscheinlicher gemacht, die zu den verheerenden australischen Buschfeuern geführt haben. Wirklich überraschend dürfte diese Information zwar allenfalls für die australische Regierung um Scott Morrison sein, der sich lange geweigert hat, eine Verbindung zwischen Klimawandel und den Feuern anzuerkennen. Aber die Analyse der Forscher des renommierten World-Weather-Attribution-Projekts zeigt erstmals detailliert, welche Faktoren nachweislich durch das wärmere Klima beeinflusst wurden, und welche nicht.
Wie günstig oder ungünstig die Bedingungen für Feuer sind, wird in Australien vom Feuerwetter-Index zusammengefasst, der Windgeschwindigkeit, Trockenheit und Temperatur einbezieht. Dieser Index erreichte in der vergangenen Feuersaison über weiten Teilen Australiens Rekordwerte. Die Berechnungen der Attributionsforscher um Geert Jan van Oldenborgh vom Königlichen Niederländischen Wetterinstitut zeigen nun: Dass der Index solche Extremwerte erreicht, wurde durch die Erwärmung im Vergleich zum Jahr 1920 um mindestens 30 Prozent wahrscheinlicher.
Pyrozän:"Wir müssen mit dem Feuer leben"
Feuerökologe Johann Goldammer spricht über die Brände in Australien, die fatale Vernachlässigung von Prävention und erklärt, warum das Zeitalter des Feuers aus seiner Sicht bereits begonnen hat.
Allerdings ist dies nur eine untere Grenze. Der tatsächliche Wert dürfte weit höher liegen - er hängt jedoch stark davon ab, auf welche Weise man rechnet. Das Team um van Oldenborgh hat einerseits Klimamodelle analysiert, um zu ermitteln, wie sehr die bisherige globale Erwärmung von rund einem Grad Celsius die australischen Feuerindex-Werte nach oben getrieben hat. So kommen sie auf eine mindestens 30, im Mittel 80 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit. An diese Werte glauben die Forscher jedoch selbst nicht recht. Zuverlässiger dürften daher die realen Beobachtungsdaten sein: Aus deren Analyse schließt das Team um von Oldenborgh, dass der hohe Feuerwetter-Index mindestens viermal wahrscheinlicher wurde, womöglich weit mehr.
Zwei Klimaphänomene trugen zu der ungewöhnlichen Trockenheit in Australien bei
Diese Risikozunahme lag indes in erster Linie an den klar gestiegenen Temperaturen. Was die Trockenheit angeht, die im vergangenen Jahr ebenfalls extrem war, konnten die Forscher keinen klaren Trend feststellen. Stattdessen führen sie die Dürre vor allem auf extreme Ausschläge zweier großräumiger Wetterphänomene der Südhalbkugel zurück, den sogenannten Dipol des Indischen Ozeans sowie die "Südliche Ringmode". Beide Klimavariationen schlagen mal in die eine, mal in die andere Richtung aus. Der Indische Dipol war im Jahr 2019 in einer ungewöhnlich starken "positiven Phase", die das Wasser im östlichen Indischen Ozean abkühlte und dadurch weniger Regen nach Australien brachte. Die Südliche Ringmode hingegen betrifft die Winde rund um die Antarktis; in der zweiten Jahreshälfte 2019 trieb sie diese weit nach Norden, was laut den Forschern ebenfalls zur Dürre beitrug.
"Wir brauchen keine Attributionsstudie, um den Klimawandel nachzuweisen. Aber wir brauchen sie, um zu verstehen, was der Klimawandel dort bedeutet, wo die Menschen wohnen", sagt Friederike Otto von der University of Oxford, die an der Studie beteiligt war. Also um die Frage zu beantworten: "Welche Rolle hat der Klimawandel in dem gespielt, was ich gerade erlebt habe?" Man müsse nun die Modelle weiter verbessern, um präzisere Risikoabschätzungen zu ermöglichen - damit Menschen auf dieser Basis Entscheidungen treffen können. Entscheidungen zum Beispiel über ehrgeizigere Klimaschutzpläne oder ein Ende der australischen Kohleexporte. Bislang allerdings bezeichnet Premier Scott Morrison solche Vorschläge als "unbesonnen".