Bücher:Natur-Inventur und Ansichtssache

Bilder von den wenigen noch intakten Paradiesen der Erde und Tipps für die Ferien. Unsere Buchtipps.

NATUR-INVENTUR

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Nur der Gipfel des knapp 3000 Meter hohen Vulkans Merapi ragt aus der Wolkenschicht, um ihn herum türmen sich die Luftmassen zu weißen Bergen. Der Mensch auf dem Gipfel gegenüber wirkt klein angesichts der enormen Kräfte, die der indonesische Vulkan birgt - der Merapi gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Wenn er Lava und Asche spuckt, wird sich die Welt um ihn herum verändern. Dann werden an die einstige Ruhe noch die Bilder Philippe Bourseillers erinnern.

Der Fotograf dokumentiert in seinem Bildband die wenigen noch intakten Paradiese der Erde - eine herzförmige Korallenkolonie in Australien ebenso wie finster dreinblickende Makaken in Japan. Bourseiller zeigt aber auch den zerstörerischen Eingriff des Menschen in diese Paradiese. 20.000 Hektar Urwald werden jedes Jahr gerodet, zurück bleiben nackte Bergrücken, deren tiefe Erosionsfurchen an das Gesicht eines sehr alten Menschen erinnern.

Das gefährdete Paradies, von Philippe Bourseiller, Knesebeck, 39,95 Euro

ANSICHTSSACHE

Simon Ings schreibt normalerweise Romane. "Das Auge. Meisterstück der Evolution" ist sein erstes Sachbuch. Er versucht darin, alle Themen rund um menschliches und tierisches Sehen abzudecken - eine Aufgabe, an der man eigentlich nur scheitern kann. Ings hat sie allerdings gemeistert - mit den Werkzeugen des Romanautors.

Das für das Leserauge auch reich bebilderte Buch ist vor allem eine spannend und humorvoll erzählte Geschichte wissenschaftlicher Entdeckungen - und Irrungen. Ings erinnert etwa an die bis ins 20. Jahrhundert verbreitete Vorstellung, dass Mordopfer das Bild ihres Mörders auf ihrer Netzhaut speichern.

Man liest aber auch von einer jungen Forscherin, die über den Laborgang hüpft. Ihr war gerade aufgefallen, dass sich für die Entwicklung des Auges wichtige Gene bei Fliegen und Menschen fast komplett gleichen.

Das Auge, von Simon Ings, Hoffmann und Campe, 23 Euro

NEUE HEIMAT

Streit beflügelt die Wissenschaft. Und so provoziert der Schriftsteller Raoul Schrott die Fachwelt in seinem Buch mit einer gewagten These: Homer soll nicht in Troja, sondern weitab in der kilikischen Festung Karatepe gelebt haben.

Homers Heimat, Hanser, 24,90 Euro.

Wer fundiert mitstreiten will, dem sei zudem Barry Strauss'

Der Trojanische Krieg, Theiss, 24,90 Euro, empfohlen.

NEUE HEIMAT

Marcel Beyers Roman über den Vogelkundler Ludwig Kaltenburg vereint geschickt die Faszination des Forscherdaseins mit der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Wie der Forscher seine Objekte, die Vögel, studiert, so seziert Beyer die Widersprüche einer Biografie.

Kaltenburg, von Marcel Beyer, Suhrkamp, 19,80 Euro

HÖHENFLUG

Wenn die ersten Tornados aufziehen, fahren die Sturmjäger hinterher in der Hoffnung, im Auge des Tornados das überwältigende Ereignis im Bild festhalten zu können. Das ist gelungen in diesem Buch, das die Wucht und eigentümliche Faszination der Stürme zeigt.

Sturmjäger, von Mike Hollingshead und Eric Nguyen, Frederking & Thaler, 28 Euro

DIE KULTUR DER STRASSE

Skateboards in New York, Rikschas in Mumbai und bemalte Lkws in Pakistan: Am charakteristischsten ist eine Stadt dort, wo ihre Bewohner aufeinandertreffen - auf der Straße. Um deren Kulturen zu entdecken, muss man nicht reisen. Es genügt, in diesem Buch zu blättern.

Streetworld, von R. Castman, C. Neelon und A. Smyrski, National Geographic, 24,95 Euro

Präsentiert vom Piper-Verlag

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