Besuchern des Leipziger Zoos bietet sich im Brillenbären-Gehege ein trauriges Bild: Bärendame Dolores ist bis auf ein paar Haarbüschel an Schnauze und Nacken völlig nackt. Zwei Artgenossinnen zeigen ebenfalls kahle Stellen. Neben Haarausfall plagen Juckreiz und Bindehautentzündungen die Tiere.
Ein Schild verweist auf eine rätselhafte Krankheit der Brillenbären mit unbekannter Ursache. Der Zoo sorge aber dafür, dass die Tiere nicht leiden müssten, heißt es dort außerdem. "Im Moment wird mit Tabletten und Injektionen entzündungshemmend behandelt, eine wirksame Therapie ist aber nicht bekannt", fügt Zoodirektor Jörg Junhold hinzu.
21 Brillenbären sind Erhebungen zufolge in den Zoos in ganz Europa erkrankt, knapp 70 sollen es in Nordamerika sein. "Das sind zwischen zehn und zwanzig Prozent der Bestände", sagt Junhold.
Bereits in den siebziger Jahren soll es einen Fall geben haben. Offenbar sind bislang nur Weibchen betroffen. In Leipzig traten erstmals 2001 Symptome bei einem Brillenbärweibchen auf.
Mittlerweile ist in Südamerika nun auch in freier Wildbahn ein erkranktes Tier gesichtet worden. Die Information sei noch nicht wissenschaftlich gesichert, da sie auf einem mündlichen Bericht basiere, sagt Junhold. "Das würde aber bedeuten, dass es keine zoospezifische Krankheit ist", betont er.
Obwohl sich Experten bereits seit etwa zehn Jahren mit dem Fell-Leiden auseinandersetzen, stehen sie bis heute vor einem Rätsel. Seit dem Frühjahr untersucht nun eine internationale Expertengruppe, ob es sich möglicherweise um Störungen im Hormonhaushalt oder einen Gendefekt handelt.
Eine Erkenntnis haben die Forscher allerdings gewonnen: Stress mit Artgenossen scheidet als alleiniger Auslöser aus. Ein Jahr in einem separaten Gehege brachte Brillenbären-Weibchen Dolores keine Besserung.
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