Süddeutsche Zeitung

Botanischer Garten in Padua:Goethe und Biodiversität

Der botanische Garten von Padua lehrt Historie und Artenschutz zugleich. Jetzt haben Biologen einen "Garten der Biodiversität" hinzugefügt.

Von Henning Klüver

Der 1545 gegründete botanische Garten von Padua gilt als ältester Universitätsgarten der Welt. Zur Altehrwürdigkeit trägt auch die älteste Pflanze bei - eine 1585 gepflanzte Zwergpalme, die Goethe in seiner Abhandlung über "Die Geschichte meines botanischen Studiums" erwähnt. Zusammen mit anderen historischen Pflanzen wird diese sogenannte "Goethe-Palme" von einem kleinen Gewächshaus geschützt. Die Unesco hat den Lehrgarten 1997 als Weltkulturerbe anerkannt.

In einem 30 Meter breiten Gewächshaus, das von 18 Metern an seiner höchsten Stelle wie ein Dreieckskörper zum bestehenden Hauptgebäude absinkt, haben Biologen der Universität nunmehr einen "Garten der Biodiversität" hinzugefügt.

Anders als im systematisch nach Artengruppen aufgebauten alten Garten findet man hier rund 1300 Pflanzenspezies vegetationsgeografisch angeordnet. Es ist gleichsam ein Atlas der Biodiversität vom Äquator zu den Polen.

Smartphone-App liefert Hintergrundinformationen

In einem einzigen großen Gewächshaus sind durch geschickte Abgrenzungen verschiedene Klimazonen entstanden, die vom tropischer Regenwald über den subhumiden Tropenwald, gemäßigte und mediterrane Gebiete bis zu Trockenklimate umfassen. Eine Smartphone-App liefert Hintergrundinformation. Umweltfreundlich erzeugt die Anlage ihre eigene Energie, und für den Wasserhaushalt wird Regen genutzt.

In den Gängen des Gewächshauses lernen Besucher, dass 97,7 Prozent der planetaren Biomasse zur Pflanzenwelt gehören. Und dass nur etwa zehn Prozent der Arten bekannt sind, während man annimmt, dass jeden Tage Hunderte noch unbekannte Pflanzen vom Erdboden verschwinden. Das Studium der Biodiversität berührt also Schicksalsfragen der Menschheit.

Paduas botanischer Garten ist weitaus kleiner als Gärten wie in Berlin oder München. Doch die neue, 20 Millionen Euro teure Anlage verknüpft nun die historische Dimension des alten Gartens, um Wissenschaft nicht nur zu betreiben, sondern sie auch zu propagieren und verständlich zu machen.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2015/mahu
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