Süddeutsche Zeitung

Blitz-Beton:Straßenbelag als Raserfalle

Was heute die Laserpistole erledigt, kann morgen vielleicht der Straßenbelag messen: Intelligenter Asphalt soll Daten über Geschwindigkeit und Gewicht von Autos liefern.

Heute werden Temposünder mit Radarkameras entlarvt. In Zukunft könnte der Straßenbelag selbst Daten über die Geschwindigkeit liefern, mit der Autos über den Asphalt fahren.

Möglich wird dies mit mehrwandigen Nanoröhrchen aus Kohlenstoff, wie Baoguo Han und seine Kollegen von der University of Minnesota in Duluth schreiben (Nanotechnology, Bd.20, 2009). Eingerührt in herkömmlichen Beton machen sie die Straße zu einem großen und zugleich empfindlichen Drucksensor.

Beton als Waage

Für Tests setzten die Wissenschaftler zwei Elektrodenkabel über die gesamte Straßenbreite in ihren druckempfindlichen Beton. So konnten sie den elektrischen Widerstand des Straßenbelags direkt messen. Dieser änderte sich um einige 100 Ohm, sobald ein Auto mit seinem Gewicht auf den Beton drückte. Unmittelbar danach entspannte sich der Straßenbelag wieder und zeigt den ursprünglichen elektrischen Widerstand.

In weiteren Versuchen wollen Baoguo Han und seine Kollegen die Langzeitstabilität ihres Betons und seine Eigenschaften bei Nässe überprüfen. Sollte das Kompositmaterial weiterhin verlässliche Werte liefern, können sich die Wissenschaftler viele künftige Anwendungen vorstellen.

Nicht nur für eine Tempokontrolle, auch als genaue Waage für Lastwagen und als Staumelder wäre der Beton geeignet. Zudem könnten plötzlich auftretende Änderungen des Widerstands auf erste Schäden in der Straßendecke hinweisen. Diese Daten könnten die Planung von Bau- und Reparaturmaßnahmen erleichtern.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2009/wsa/joku
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