Blaualgen:Vergifteter Badeurlaub

Blaualgen an der Ostsee

Ausgedehnte Blaualgenteppiche verdarben im Sommer vielen Ostsee-Urlaubern die Freude.

(Foto: dpa)

Sie sind die Kakerlaken der Wasserwelt: Blaualgen, die sich weltweit in immer mehr Badegewässern ausbreiten. Sind sie einmal da, wird man sie kaum wieder los. Dabei können sie dem Menschen und der Umwelt gefährlich werden.

Allein die Farbe ist schön. Olivgrün schimmert mancher See im Sommer, Teppiche von Cyanobakterien bedecken ganze Uferabschnitte - und stinken nicht selten nach faulen Eiern. Das Baden wird so unmöglich: In diesem Sommer vermiesten sie vor allem Ostseeurlaubern die Ferien. Dass sie als Blaualgen bekannt sind, ist dabei doppelt irreführend. Denn erstens sind sie eher grün denn blau, und zweitens zählt man sie zu den Bakterien.

Weltweit bevölkern die Algen immer mehr Gewässer, sagt der Mikrobiologe Tim Otten von der Oregon State University in Science (Bd. 342, S. 433, Jg. 2013). Ursache sei einerseits der Klimawandel, der die Seen und Meere wärmer werden lässt, und andererseits der hohe Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft.

Zusammen mit dem Meeresbiologen Hans Paerl von der University of North Carolina hat er herausgefunden, dass unter solchen Bedingungen vor allem Bakterienstämme gedeihen, die das Toxin Microcystin bilden. Das Algengift gefährdet ganze Ökosysteme und kann das Trinkwasser verunreinigen. Bei direktem Kontakt führt es zu Hautreizungen und Ausschlägen. Trinken sollte man die grüne Suppe keineswegs. "Cyanobakterien sind die Kakerlaken der Wasserwelt", sagt Otten, "sie sind die unerwünschten Gäste, die einfach nicht gehen."

Die Bakterien sind deshalb so anpassungsfähig, weil sie bereits seit dreieinhalb Milliarden Jahren die Erde bevölkern. Sie haben Eiszeiten überstanden und Asteroideneinschläge. Das einzige wirksame Gegenmittel heißt deshalb: Weniger Nährstoffe in Seen einleiten.

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