Digitalwährung:Bitcoin verursacht so viel CO₂ wie Jordanien

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Symbol der Bitcoin-Währung (Foto: dpa)
  • Forscher des MIT und der TU München beziffern den Energiebedarf der Kryptowährung Bitcoin auf rund 46 Terawattstunden pro Jahr.
  • Bitcoin verursache damit mindestens 22 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen, schreiben die Wissenschaftler in einer Studie.
  • Einheiten der Digitalwährung werden in einem rechenintensiven Prozess "geschürft" - ähnlich wie Edelmetall in einer Mine.

Zwischen 22 und 22,9 Millionen Tonnen CO₂ verursacht die Digitalwährung Bitcoin jedes Jahr an Emissionen, das entspricht dem Treibhausgas-Ausstoß von Kansas City oder einem kleinen Land wie Jordanien oder Sri Lanka.

Die Werte haben Forscher vom MIT und der TU München berechnet. Dazu nutzten sie Geschäftsberichte von Firmen, die Hardware für das Bitcoin-Mining produzieren, den Entstehungsprozess der Digitalwährung. Bitcoin werden "geschürft", indem sehr viele Computer gleichzeitig versuchen, ein kryptografisches Rätsel zu lösen.

In den vergangenen Jahren wurden diese Rechnungen immer komplexer, damit wächst auch der Strombedarf. "Im Januar 2011 konnte ein Bitcoin-Schürfer mit einem aktuellen Grafikprozessor damit rechnen, mehr als zwei Blöcke pro Tag zu finden", schreiben die Forscher. Inzwischen müsse man mit der gleichen Rechenleistung im Schnitt 472 339 Jahre warten, bis man einen Block finde. Als "Block" wird die Dateneinheit bezeichnet, indem neue Bitcoin gespeichert sind. Selbst das derzeit leistungsstärkste Schürfsystem liefert eine erwartete Entdeckungsrate von einem Block alle 21 Jahre. Daher müssen sehr viele Systeme parallel laufen. Bei derzeit 12,5 Bitcoin pro Block werden etwa 1800 Bitcoin pro Tag geschürft.

In einem Jahr hat sich der Energiebedarf vervierfacht

Allein 2018 hat sich der Energieaufwand für das Mining vervierfacht, laut der Studie im Fachblatt Joule auf etwa 45,8 Terawattstunden. Anhand von Internetprotokoll-(IP)-Adressen der Geräte und des Internetknotens, die mit dem Schürfen in Zusammenhang stehen, ermittelten die Wissenschaftler zudem die Standorte der Schürfrechner. Etwa zwei Drittel aller Bitcoin werden demnach in Asien, vor allem in China, geschürft, der Rest verteilt sich auf Europa und Amerika.

Große Bitcoin-Farmen können aus Tausenden miteinander verschalteten Rechnern bestehen. In chinesischen Provinzen wie Sichuan nutzen die Betreiber häufig Elektrizität aus Wasserkraft, was zumindest den CO₂-Fußabdruck etwas verkleinert. Allerdings stehen viele Bitcoin-Rechner auch in der Inneren Mongolei, wo der Strom größtenteils aus Kohlekraftwerken stammt. Dort ist das Mining also deutlich klimaschädlicher.

Die kryptografische Währung Bitcoin, die ohne eine Mittlerinstitution wie eine Zentralbank auskommt, wurde im November 2008 von einer Person mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto konzipiert. 2017 boomte die auf der Blockchain-Technologie basierende Kryptowährung dermaßen, dass eine Bitcoin-Einheit zwischenzeitlich fast 20 000 US-Dollar wert war. Derzeit sind es rund 8000 Dollar.

Inzwischen wird eine Anwendung der Blockchain-Technologie auch in anderen Bereichen diskutiert, etwa für Grundbucheinträge oder zur Überwachung von Lieferketten. Dabei gibt es Methoden, die deutlich weniger Energie verbrauchen als das Schürfen von Bitcoins. "Wir stellen nicht die Effizienzgewinne, die die Blockchain-Technologie in bestimmten Fällen bieten könnte, in Frage", wird Stoll in einer Mitteilung der Zeitschrift Joule zitiert. Allerdings konzentriere sich die aktuelle Debatte um diese Technologie auf den erwarteten Nutzen. Nach Auffassung der Forscher müssten die Kosten einschließlich des CO₂-Ausstoßes stärker berücksichtigt werden.

© SZ.de/dpa/cvei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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