Biotechnologie:Wir Schöpfer

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Die Synthetische Biologie verwandelt die Lebenswissenschaften in eine Ingenieurskunst. Am Reißbrett entworfene Mikroben sollen Moleküle transportieren oder Arzneimittel produzieren.

Von Kai Kupferschmidt

Es waren ein paar ungewöhnliche Fische, die man in den vergangenen Monaten in Berlin betrachten konnte. In einem Ausstellungsraum am Prachtboulevard Unter den Linden standen drei Aquarien. Keine Pflanze, kein Beiwerk, drei kleine Quader aus Plastik, minimalistisch, steril, und in jedem schwamm ein Goldfisch. Die kleinen Tiere schimmerten blass orange, ihre Flossen waren farblos, ihre Augen rot. Das Künstlerduo Revital Cohen und Tuur van Balen hatten die Albino-Goldfische von Etsuro Yamaha an der Universität von Hokkaido heranziehen lassen. Der Forscher hatte ein wenig künstliches Erbgut in die Fischeier gespritzt und so die Entwicklung ihrer Keimzellen verhindert: Die Tiere waren so steril wie ihr Aquarium. Nur einige Schritte entfernt von den Fischen hatten die Künstler auch noch eine Maschine aufgebaut. Einen glänzenden Haufen Metall, der in der Lage sein soll, die Handgriffe des Forschers automatisch abzuspulen. Fortpflanzungsunfähige Fische vom Fließband. Die Aussage schien klar: Schaut her! Hier ist das Leben, in Zeiten seiner technischen Reproduzierbarkeit.

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