Die Arbeitszeit an den individuellen Schlafrhythmus anzupassen, steigert das Wohlbefinden von Berufstätigen langfristig, berichten Forscher um Till Roenneberg von der Universität München.
In den meisten Firmen beginnen alle Mitarbeiter um die gleiche Uhrzeit - egal, ob sie eher zum Typ der "Lerchen" gehören, also schon morgens topfit sind, oder als "Eulen" lange brauchen, um warmzulaufen. Die Folge ist ein "sozialer Jetlag", das heißt, ihr Arbeitsrhythmus stimmt nicht mit ihrer inneren Uhr überein. Manche träumen am Vormittag noch vor sich hin, andere starren schon am frühen Nachmittag aus leeren Augen auf ihren Bildschirm. Besonders stark betroffen sind Menschen, die in Früh- oder Spätschichten arbeiten müssen.
Experiment im Stahlwerk
Die Schlafforscher teilten die Arbeiter einer Stahlfabrik, die rund um die Uhr in drei Schichten arbeiten, gemäß ihrer natürlichen Schlafgewohnheiten ein: Frühaufsteher, Tagarbeiter und Nachteulen durften bevorzugt während derjenigen Schicht arbeiten, die zu ihrem Biorhythmus passte. Die Frühaufsteher brauchten nicht mehr nachts arbeiten, ihre Antipoden schliefen aus. Der mittlere Typ diente als Vergleichsgruppe, für die sich nichts änderte.
In den fünf Monaten des Versuchszeitraums verbesserte sich die Schlafqualität der extremen Früh- und Spätaufsteher deutlich, berichten die Forscher im Fachblatt Current Biology. Sie schliefen an Werktagen mehr Stunden und fühlten sich wohler. "Guter Schlaf ist eine der effektivsten Möglichkeiten, die Gesundheit langfristig zu verbessern", sagt Till Roenneberg, der die Studie leitete. "Das gilt nicht nur für Schichtarbeit, sondern auch für alle anderen Jobs."
Im Experiment profitierten die Morgenmenschen stärker von der Anpassung ihrer Arbeitszeiten an ihren Biorhythmus als die Spätaufsteher, die häufiger als zuvor die Nacht durcharbeiteten. Nachtschichten seien auch für Menschen, die gerne lange aufbleiben, eine starke Belastung, sagt Roenneberg.