Süddeutsche Zeitung

Biologie:Wenn Hummeln Fußball spielen

  • Hummeln können neue Fähigkeiten erlernen und diese auch Artgenossen beibringen.
  • In einem Experiment rollten die Tiere einen Ball in ein Loch. Als Belohnung gab es eine Zuckerlösung.
  • Am besten lernen die Insekten, wenn sie anderen Hummeln zuschauen. Dabei optimieren sie auch ihr Vorgehen.

Dass eine Hummel einen Ball rollt, ist in der Natur selten zu sehen. Wenn ihre Lebensumstände es erfordern, können die Insekten aber ungewöhnliche Dinge lernen. Das berichten Forscher der Queen Mary University of London im Fachmagazin Science. Sie haben den Insekten beigebracht, einen winzigen Ball in ein Loch zu rollen. Die Hummeln erhöhten bei dem Versuch sogar selbstständig ihre Effizienz.

<iframe src='https://gfycat.com/ifr/TenderSpottedBluegill' frameborder='0' scrolling='no' width='100%' height='100%' style='position:absolute;top:0;left:0;' allowfullscreen></iframe>

In früheren Experimenten konfrontierten Forscher Hummeln meist mit Dingen, die sie bereits in ähnlicher Form aus ihrem Leben kannten. Diesmal aber bekamen sie komplexere Aufgaben, die nichts mit ihren sonstigen Gewohnheiten zu tun hatten. Damit wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie lern- und anpassungsfähig die Insekten wirklich sind.

Hummeln unterrichten Hummeln

Für das Experiment lehrten die Forscher einigen Hummeln, einen gelben Ball in ein Loch zu rollen. Als Belohnung gab es dort eine Zuckerlösung. Erfolgreiche Hummeln dienten in der Studie als Lehrer für andere Tiere. So sollte getestet werden, wie stark soziales Lernen bei den Insekten ausgeprägt ist.

Das Experiment bestand aus drei Varianten: In einem ersten Versuch sahen die Tiere einer bereits trainierten Hummel dabei zu, wie sie den Ball in das Loch bewegte und ihre Belohnung bekam. In einem zweiten Versuch konnten andere Hummeln beobachten, wie ein Magnet den Ball für sie unsichtbar in das Loch bugsierte, wo eine Zuckerlösung auftauchte. Bei der dritten Variante lag der Ball samt Zuckerlösung bereits in der Vertiefung.

Die Hummeln, die ein anderes Tier beobachtet hatten, waren am erfolgreichsten. Von 30 Insekten lösten 25 die Aufgabe bereits im ersten Versuch. Im Schnitt weniger geschickt waren die Tiere, bei denen sich der Ball mittels eines Magneten bewegt hatte. Am schlechtesten schnitten diejenigen ab, bei denen die Kugel bereits im Loch lag. Das zeige, dass soziales Lernen bei Hummeln eine große Rolle spiele, heißt es im Science-Artikel.

Hummeln optimieren ihr Vorgehen

Die Studie offenbarte weitere Fähigkeiten der Insekten: Hummeln, die zuvor Zuschauer gewesen waren, ahmten das beobachtete Verhalten nicht einfach nach, sondern optimierten es.

Insgesamt hatten die Tiere die Wahl zwischen drei Bällen auf der Plattform. Bei den zuerst trainierten Hummeln waren zwei der Bälle angeklebt. Diese konnten jeweils nur den Ball bewegen, der am weitesten vom Loch entfernt war. Das beeindruckte ihre Hummel-Zuschauer aber nicht: Als diese selbst aktiv werden durften, entschieden sie sich überwiegend für den Ball, der dem Loch am nächsten - und in ihrem Fall nicht angeklebt war. Damit wählten sie die effizienteste Lösung.

Die Hummeln hätten deutlich mehr Lern- und Anpassungsfähigkeit gezeigt als erwartet, so die Forscher. "Ihre kleinen Gehirne schränken Insekten nicht so ein, dass sie nur eine simple Lernfähigkeiten zeigen oder ihr Verhalten nicht anpassen können", sagt der Leiter des Experiments Lars Chittka von der Queen Mary University. Das gelte zumindest dann, wenn ihre Lebensumstände es erfordern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3393651
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/avr/chrb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.