Biologie:Ding aus dem Sumpf

Schlange
(Foto: D. Steen/M. Baragona)

In Florida haben Biologen ein seltsames Wesen entdeckt: Der "Leoparden-Aal" wird nie erwachsen, kann sich aber trotzdem irgendwie vermehren. Und obwohl das bizarre Wesen mehr als einen halben Meter lang ist, wurde er erst jetzt in seinem Versteck aufgespürt.

Von Tina Baier

Die Menschen erforschen fremde Planeten und suchen im Weltraum nach Aliens, aber dieses Tier aus den Sümpfen Floridas haben sie bislang übersehen. Dabei ist es mit einer Länge von immerhin 60 Zentimetern und seinem Leopardenmuster nicht gerade unauffällig. Trotzdem haben Biologen den Armmolch, dem sie den lateinischen Namen Siren reticulata gaben, erst jetzt in der Fachzeitschrift Plos one als neue Art beschrieben. Seit Jahrzehnten ist in den USA kein derart großes Wirbeltier mehr entdeckt worden.

Gerüchte über die Existenz eines "Leoparden-Aals" gab es allerdings schon länger und irgendwann beschlossen die amerikanischen Biologen Sean Graham und David Steen sich auf die Suche nach dem mysteriösen Wesen zu machen. Sie organisierten mehrere Exkursionen, blieben jedoch monatelang erfolglos. Bis David Steen schließlich ein Exemplar in einer Falle entdeckte, die er eigentlich für ein ganz anderes Forschungsprojekt aufgestellt hatte. Die gerade erschienene Untersuchung basiert auf lediglich sieben Exemplaren von Siren reticulata. Vier davon haben Steen und Graham eigenhändig gefangen, drei stammen aus Museen, wo sie fälschlicherweise als Vertreter einer anderen, schon länger bekannten Armmolch-Art katalogisiert waren.

Armmolche gehören zu den Schwanzlurchen, die schon seit 130 Millionen Jahren auf der Erde leben. Ihren Namen haben die Tiere bekommen, weil sie an ihrem Vorderende zwei kleine Ärmchen haben - auf dem Foto sind sie allerdings von den äußeren Kiemen verdeckt, durch die die Tiere atmen, wenn sie sich unter Wasser aufhalten. Über Wasser nehmen die Amphibien Sauerstoff über ihre Lungen auf. Ähnlich wie der viel bekanntere Axolotl verbringen auch die Armmolche ihr Leben als Larve, also im Zustand dauernder Jugend. Die Metamorphose, durch die zum Beispiel aus Kaulquappen erwachsene Frösche werden, findet bei diesen Wesen nie statt. Dass sie sich trotzdem vermehren können, liegt an einer weiteren Besonderheit, der so genannten Neotonie: Obwohl sie rein äußerlich Larven sind, werden die Molche geschlechtsreif. Beim Axolotl kann man die Verwandlung in ein erwachsenes Tier erzwingen, indem man ihm bestimmte Hormone füttert. Ob das auch bei den Leoparden-Aalen funktioniert, ist, wie so vieles bei diesen rätselhaften Tieren, noch unbekannt.

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