Ach, sie sind ja so süß, die Schimpansen! So klug, mit ihren Werkzeugen! Und so friedlich, wie sie sich gegenseitig kraulen. Von wegen. Hochintelligent sind Schimpansen sicher, aber wie setzen sie ihre Klugheit ein? Mal eine sinnvolle Erfindung machen, welche die Schimpansenheit voranbringt, die vollautomatische Nussknackmaschine etwa? Denkste. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Und das Sozialverhalten, nun ja. Vor allem männliche, aber auch weibliche Schimpansen bringen Babys ihrer Artgenossen um, manchmal essen sie sie auch auf. Schon der Verdacht, dass ein Baby einen Rivalen zum Vater haben könnte, kann ausreichen, um es zu beseitigen.
Rangniedrige Schimpansenmütter (grässlich, dieser Klassendünkel) haben alle Hände voll zu tun, ihre Kleinen zu verteidigen. Überhaupt, die Mütter. Ist schon rührend, wie hingebungsvoll sie sich um ihr Baby kümmern. Aber andererseits: wie rückständig. Unter Hanuman-Languren hilft man sich aus, wie die Anthropologin Sarah Blaffer-Hrdy beschreibt. Mütter können ihre Babys stundenlang jungen Verwandten anvertrauen, um sich um andere Dinge zu kümmern. Schimpansen dagegen organisieren keine Kita-Plätze, lieber pflegen sie Feindschaften. Nach dem jahrelangen, brutalen Schimpansenkrieg im Gombe-Nationalpark, den Jane Goodall dokumentierte, war eine Gruppe ausgelöscht, so viel zum Thema Friedfertigkeit. Unangenehmere Zeitgenossen als Schimpansen muss man erst mal finden unter Primaten. Also, abgesehen vom Menschen, natürlich.