"Biokohle":UN-Forscher empfehlen, mit Fäkalien zu heizen

Biokohle aus organischem Material könnte bei der Stromversorgung helfen. (Foto: Surup/ATB)

Briketts aus Fäkalien sollen Häuser wärmen, empfehlen Forscher der Vereinten Nationen. Das würde nicht nur die Umwelt schonen und stattliche Gewinne ermöglichen, sondern auch Infektionskrankheiten eindämmen.

Von Hanno Charisius

Strom und Wärme aus menschlichen Fäkalien - klingt eklig, hat aber großes Potenzial, wie Forscher vom Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit der United Nations University im kanadischen Hamilton in einem Bericht darlegen. Etwa eine Milliarde Menschen haben keinerlei Zugang zu Toiletten und verrichten ihre Notdurft im Freien, berichten die Vereinten Nationen.

Würde man diese Fäkalien stattdessen dezentral in Biogas und Biokohle verwandeln und das Gas wiederum in elektrische Energie, ließen sich damit bis zu 18 Millionen Haushalte mit Strom versorgen sowie etwa 8,5 Millionen Tonnen Biokohle gewinnen, so die Berechnungen der Forscher.

Als Biokohle wird das Material bezeichnet, das durch Verkohlung von organischer Materie wie eben Fäkalien aber auch Pflanzenresten bei Temperaturen von mehr als 300 Grad Celsius entsteht. Der Brennwert entspricht etwa dem von Holzkohle. Das Biogas würden Mikroorganismen durch Fermentation der menschlichen Hinterlassenschaften produzieren.

Das könnte nicht nur einen wirtschaftlichen Gewinn von bis zu 376 Millionen Dollar mit sich bringen, der die Kosten für entsprechende Anlagen locker aufwiegen würde. Auch die Umwelt würde geschont, durch geringeren Verbrauch von Holz, Kohle, Öl und Erdgas. Zudem ließe sich so eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt lösen, argumentieren die UN-Wissenschaftler: Durch Fäkalien in der Umwelt werden viele Krankheiten verbreitet. Die energetische Verwertung würde das Problem in einen Nutzen verwandeln.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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