Die Besiedelung des amerikanischen Kontinents begann mit einer einzelnen großen Einwanderungswelle aus Sibirien. Das hält eine Gruppe von Genetikern nun für absolut sicher, nachdem die Forscher Erbanlagen amerikanischer Ureinwohner untersucht haben. Aufgrund archäologischer Funde waren zuvor mehrere Einwanderungswellen vermutet worden.
Das Forscherteam um den Geogenetiker Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen legt im Fachblatt Science dar, wie Menschen aus Sibirien vor etwa 23 000 Jahren von der damals noch bestehenden Landbrücke zwischen Asien und Amerika begannen, Richtung Süden zu ziehen. Das Vorstoßen dauerte Jahrtausende. Vor etwa 13 000 Jahren, als die Gletscher mit dem Ende der Eiszeit schmolzen und sich Wege ins nordamerikanische Hinterland öffneten, teilten sich die Besiedler des neuen Kontinents in zwei Gruppen; eine blieb im Norden, die andere breitete sich auch Richtung Süden aus. Später kam es zu Vermischungen mit Spätaussiedlern aus Sibirien, den Vorfahren der Inuit.
Nachzügler aus dem südpazifischen Raum?
Die Forscher fanden unter südamerikanischen Ureinwohnern aber auch Genvarianten, die denen von Menschen ähneln die in Asien und im südpazifischen Raum leben. Willerslev und seine Leute spekulieren, dass diese Erbanlagen von Migranten aus dem südpazifischen Raum stammen, die erst nach der großen Einwanderungswelle folgten. Dazu scheint der Befund eines anderen Forscherteams zu passen, das seine Daten aktuell in Nature veröffentlicht.
Die Forscher um den Havard-Genetiker David Reich haben Erbanlagen von Bewohnern aus Asien und Ozeanien mit denen von amerikanischen Ureinwohnern verglichen. Sie folgern aus ihren Daten, dass die große Siedlerwelle nicht ausschließlich aus Menschen aus Sibirien bestand, sondern Migranten aus weiteren Erdteilen dabei waren.
