Berichte über massive Eruption:Die Sonne brodelt - und die Erde dreht sich weiter

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Ein bedrohlicher Sonnensturm, der an diesem Donnerstag die Erde treffen soll: Davon berichteten in den vergangenen Tagen mehrere Fernsehsender und Internet-Portale. Der Sturm tobte aber vor allem in den Medien, denn Forscher der Nasa bezeichnen die Auswirkungen auf die Erde als "ziemlich klein".

Patrick Illinger

Eine ungewöhnliche Eruption auf der Oberfläche der Sonne hat einen massiven Sturm ausgelöst - allerdings bislang vor allem in den Medien. Am Mittwoch überboten sich manche Fernsehsender und Internet-Portale mit Katastrophenberichten über die Auswirkungen eines drohenden Sonnensturms, der an diesem Donnerstag die Erde treffen soll.

Mit beeindruckender Detailgenauigkeit ist es den Sonnenforschern der Nasa gelungen, die Eruption im Bild festzuhalten. Die Auswirkungen auf die erde seien aber "ziemlich gering". (Foto: dpa)

Bild.de meldete einen "Gigantischen Sonnensturm" und fragte, ob dieser nun "Chaos bei uns" auslösen werde. Etwas milder, wenngleich ebenfalls dem Anlass nicht angemessen, klangen Berichte weiterer Online-Medien. Die Originalquelle des vermeintlich von der Nasa bestätigten Weltuntergangs liest sich dagegen weitaus weniger katastrophisch.

Tatsächlich hat das Sonnenobservatorium SDO der Nasa am 7.Juni einen spektakulären Ausbruch auf der Oberfläche unseres Zentralgestirns beobachtet. Dieser war auch deshalb ungewöhnlich, weil es auf diesem Teil der Sonne allgemein ruhiger zugeht und weil die Sonne in den vergangenen Jahren generell wenig aktiv war.

Aufflackern und ein spektakulärer Massenauswurf

Mit beeindruckender Detailgenauigkeit ist es den Sonnenforschern gelungen, die Eruption im Bild festzuhalten. Die SDO-Forscher erklärten dazu, es habe sich um ein Aufflackern - englisch flare - der Stufe M-2 gehandelt, was einer mittelgroßen Eruption entspricht. Allerdings war diese verbunden mit einem spektakulär anzusehenden Massenauswurf, einer Partikelwolke, die aufstieg wie ein Pilz und danach auf fast der halben Sonnenoberfläche niederzuregnen schien.

Aufnahmen im ultravioletten Licht hätten gezeigt, dass es eine starke Explosion kühlen Gases gegeben habe - was auf der Sonne allerdings nur bedeutet, dass es weniger als 80.000 Grad Celsius heiß war. Wie nach solchen Eruptionen üblich, rast nun ein Strom ionisierter, also elektrisch geladener Partikel mit einer Geschwindigkeit von 1400 Kilometern pro Sekunde durch das Sonnensystem, gut fünf Millionen Kilometer pro Stunde. Aufgrund der Flugrichtung erwarten die Nasa-Experten jedoch, dass die Auswirkungen auf der Erde "ziemlich klein" sein werden. Dennoch seien Effekte aufgrund des unruhigen Weltraum-Wetters in den kommenden Tagen möglich.

Sonnenwind kann der Erde auf zweierlei Weise Schaden zufügen. Einerseits können die Partikel wie winzige Geschosse Gehäuse von Satelliten oder die Außenwand der Internationalen Raumstation durchschlagen und dort empfindliche Elektronikteile beschädigen. Bis zum Erdboden dringen die solaren Partikel zwar kaum vor, da das Erd-Magnetfeld sowie die Atmosphäre sie umlenken und bremsen. Dennoch kann Sonnenwind auch Infrastruktur auf der Erde beschädigen, weil dessen Partikel elektrisch geladen sind und elektrische Störströme erzeugen.

Jede auf Funk basierende Technik ist daher verwundbar, von Radio-Sendern über Mobiltelefone bis zu GPS-Empfängern. In Phasen verstärkter Sonnenaktivität, wie sie in der Vergangenheit etwa alle elf Jahre auftraten, kann es daher vorkommen, dass zum Beispiel Flugzeuge umgeleitet werden müssen. Mit zunehmender Technisierung steigt eben die Anfälligkeit gegenüber Sonnenwinden. Ästhetisch reizvoll hingegen sind die zu erwartenden Polarlichter, ebenfalls eine Folge von Sonnenwind. Den nächsten Höhepunkt solarer Aktivität erwarten Astrophysiker in zwei bis drei Jahren.

© SZ vom 09.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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