Bericht des Weltklimarats:"So erschreckend wie ein Science-Fiction-Film"

Das Abschlussdokument des Weltklimarats benennt klar wie nie die Ursachen und Konsequenzen der Erderwärmung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die politischen Führer der Welt auf, den Klimawandel schnellstmöglich und mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen.

Der Weltklimarat IPCC hat am Samstag Vorschläge zur Verhinderung von Katastrophen durch die von Menschen verursachte Erderwärmung präsentiert. In seinem in Valencia nach einwöchiger Beratung vorgelegten vierten Bericht bestätigte das Gremium ausdrücklich, dass die Klimaerwärmung von menschlichen Aktivitäten verursacht werde.

Eisbären

Der Eisbär - ein Symbol des Klimawandels.

(Foto: Foto: dpa)

"Die Nachricht kann nicht einfacher sein", erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach Vorstellung des Dokuments, das er als erster vom Chef des Weltklimarates, Rajendra Pachauri, erhalten hatte. "Die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so erschreckend wie ein Science-Fiction-Film", sagte Ban Ki Moon. "Die Gefahren sind real und können einfach bekämpft werden."

Dieser Prozess müsse im Dezember bei der UN-Klimakonferenz auf Bali beginnen. Dort solle ein Weg zur Reduktion der Treibhausgase starten, dem alle Länder zustimmen könnten, sagte Ban. Diese Verhandlungen müssten bis 2009 abgeschlossen sein, verlangte er.

"Es gibt keine Zeit mehr zu verschwenden. Die Forscher haben klar und mit einer Stimme gesprochen." Dies erwarte er auf Bali nun auch von den Politikern. Die UN-Klimakonferenz sei der Ort, an dem es politische Antworten auf die wissenschaftlichen Ergebnisse geben müsse.

Pachauri sagte: "Glücklicherweise hat die Menschheit einige Möglichkeiten, zu handeln." Die Techniken zu einer Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes seien vorhanden und könnten auch wirtschaftlich umgesetzt werden. Zugleich warnte er: Selbst wenn die Kohlendioxid-Konzentration auf dem Stand von heute bliebe, werde das den Meeresspiegel auf Jahrhunderte hinaus nicht stabilisieren.

Zudem hätten sich seit den 1970er Jahren die Dürregebiete vergrößert. Der neue Bericht nenne als besonders gefährdete Regionen unter anderem die großen Flussdeltas Asiens und Afrikas. 20 bis 30 Prozent der bekannten Arten seien in Gefahr, auszusterben, sagte Pachauri.

Die Arbeit des Klimarates sendet nach Überzeugung der Umweltstiftung WWF das "stärkstmögliche" Signal an die Regierungen, in zwei Wochen auf Bali mit der "tiefgreifenden" Reduktion der Treibhausgase zu beginnen. WWF-Klimachef Hans Verolme ergänzte: "Die harten Fakten sind, dass wir den Klimawandel verursacht haben, und es ist ebenso klar, dass wir den Schlüssel zum Stopp der globalen Erwärmung in unseren Händen haben."

"Es ist vollbracht"

Die Umweltorganisationen WWF und Greenpeace begrüßten den Bericht als wichtige Grundlage für die anstehenden Verhandlungen über neue Grenzwerte bei der Emission von Treibhausgasen.

"Es ist vollbracht", sagte der WWF-Delegierte Hans Verholme in Valencia. "Sie haben einen wirklich bedeutenden Bericht erstellt." Ein weiterer Klimaexperte des World Wide Fund for Nature, Stephen Singer, sagte, der Bericht sei "ein grundlegendes Dokument, das den Weg ebnen wird zu tiefen Einschnitten bei den Emissionen der Entwicklungsländer. Diese werden vom Kyoto-Protokoll für den Klimaschutz noch nicht berücksichtigt, sollen aber im Nachfolgeabkommen erfasst werden.

Die Experten aus mehr als 140 Ländern schlossen am Freitag ihre Arbeit an dem vierten Weltklimabericht ab. Sie erstellten eine ausführliche Version mit 70 Seiten und eine Kurzfassung von 20 Seiten.

Das Dokument beschreibt, wie sich das Klima verändert und was die Ursachen sind. Ferner zeigt es die Auswirkungen auf verschiedene Ökosysteme und für die Menschen auf.

Dafür gibt es verschiedene Szenarien, je nachdem, wie schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der Bericht stellt somit eine allgemein anerkannte wissenschaftliche Basis für die anstehenden politischen Verhandlungen dar.

"Viel besser als erwartet"

In seiner Schlussfolgerung warnt der Bericht des Weltklimarats, dass menschliches Verhalten zu "abrupten und unumkehrbaren Änderungen" auf der Erde führen könnte, darunter die Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten und ein dramatischer Anstieg der Meeresspiegel.

"Ich denke, es ist ein gutes und ausgewogenes Dokument", sagte der niederländische Wissenschaftler Bert Metz, einer von 40 Autoren des der Konferenz vorgelegten Entwurfs. "Am Ende mussten viele Leute Kompromisse eingehen." Die Zusammenfassung enthält die wichtigsten Ergebnisse der drei bisherigen Weltklimaberichte. Deren insgesamt 3.000 Seiten auf 20 Seiten zu komprimieren, sei eine große Herausforderung gewesen, sagte Metz.

Das Ergebnis sei "viel besser, als ich erwartet habe", erklärte der belgische Wissenschaftler Jean-Pascal van Ypersele. Der Bericht bestehe nicht nur aus einem "cut-and-paste" der früheren Dokumente, sondern zeige die Bedrohungen noch klarer auf als bisher.

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