40 Jahre nach seiner spektakulären Studie "Die Grenzen des Wachstums" hat der Club of Rome erneut einen umfassenden Ausblick in die Zukunft veröffentlicht. Wie kaum anders zu erwarten war, ist auch der aktuelle Bericht mit dem Titel "2052" von düsteren Prognosen geprägt.
Demnach wird die weltweite Produktivität in den kommenden Jahrzehnten langsamer wachsen als bisher, der von Menschen befeuerte Klimawandel wird die Erdatmosphäre um mehr als zwei Grad aufheizen, und der hemmungslose Verbrauch wertvoller Ressourcen wird mancherorts zum Kollaps der Zivilisation führen. Kurz gesagt: Es wird alles ziemlich schlimm.
Was soll man nun anfangen mit einer solchen Fülle pessimistischer Analysen, deren emotionaler Gehalt wirkt wie das übellaunige Lamentieren einer Wirtshausrunde, die den Verfall ihrer Gemeinde beklagt? Einer derart pauschalen Abrechnung mit der Zukunft steht der einzelne Mensch und erst recht die vom Club of Rome angesprochene Menschheit recht machtlos gegenüber.
Da mag das wissenschaftliche Fundament noch so belastbar sein - wer gesagt bekommt, es brenne an allen Ecken und Enden lichterloh, der weiß nicht mehr, wo er mit dem Löschen anfangen soll. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass Menschen auf Herausforderungen besser reagieren, wenn ihnen nicht die eigene Machtlosigkeit um die Ohren gehauen wird.
Dabei beschränkt sich der neuerliche Bericht des Club of Rome keineswegs auf Allgemeinplätze. So wie in den legendär gewordenen " Grenzen des Wachstums" nennt auch der neue Report durchaus konkrete Zahlen, etwa zur weiteren Entwicklung der Weltbevölkerung.
Oft sind die Angaben erstaunlich präzise, gemessen daran, dass es sich um die Zukunft handelt. Doch auch damit geht der exklusive, 1978 gegründete Denkerzirkel ein Risiko ein. Zukunftsprognosen lassen sich schließlich mit fortschreitender Zeit verifizieren. Aus diesem Grund haben bereits die " Grenzen des Wachstums" seit ihrem Erscheinen vor 40 Jahren viel Kritik bis hin zu Häme hervorgerufen. Einige der im Grundsatz richtigen Vorhersagen über die Endlichkeit von Ressourcen haben sich in ihrer Konkretheit letztlich als falsch erwiesen.
Keine Konzepte für das Mantra vom ewigen Wachstum
Doch lässt man den emotionalen Overkill und die teils gewagten Zahlenangaben beiseite, muss man dem Club of Rome einen äußerst wichtigen Aspekt zugutehalten: Unmissverständlich wird ausgesprochen, dass sich die Menschheit erstmals in ihrer Geschichte auf einen Punkt zubewegt, an dem der eigene Drang nach Wachstum und Wohlstand mit der Begrenztheit des Planeten kollidieren wird.
Nie zuvor hat es eine Epoche gegeben, in der reihenweise natürliche Ressourcen dem menschlichen Konsum zum Opfer fielen, von fossilen Brennstoffen über Metalle bis zu fruchtbaren Ackerböden und sauberem Wasser.
Die Menschheit habe letztlich immer ihre Probleme gelöst, so ist es noch immer oft zu hören von neoliberalen Ökonomen, Technikfans und Berufsoptimisten aller Art. Doch so angenehm und zukunftsbejahend solche Behauptungen auch klingen, mit der geologischen Realität des Planeten Erde haben sie nichts zu tun. Tatsächlich bieten auch die modernsten Volkswirte keine Konzepte dafür an, wie das (in der Euro-Krise wieder häufig perpetuierte) Mantra vom ewigen Wachstum mit der physikalischen Endlichkeit unseres Lebensraums in Einklang zu bringen ist.
In nicht allzu ferner Zukunft wird es daher auch um Verzicht gehen. Um den Verzicht auf manches, das heute vermeintlich untrennbar zu den Insignien des Wohlstands gehört.
Die große Frage ist, und an dieser Stelle legt der Club of Rome den Finger auf einen äußerst wunden Punkt, ob die Menschheit den Übergang von der Hemmungslosigkeit zur Nachhaltigkeit gewaltfrei und mit demokratischen Mitteln schaffen wird.