Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Deutscher Astronaut fliegt 2014 zur ISS

Nun steht es endlich fest: Alexander Gerst wird als dritter Deutscher auf der Internationalen Raumstation arbeiten. Allerdings muss er sich noch weitere drei Jahre auf die Reise ins All vorbereiten.

Er wird der elfte Deutsche im Weltraum sein, und der dritte Astronaut, der die Internationale Raumstation besuchen wird: Alexander Gerst soll im Mai 2014 zur ISS fliegen. Ein halbes Jahr wird er sich dort aufhalten, wenn alles wie geplant läuft.

Nach Angaben der Europäischen Weltraumbehörde (Esa) in Paris hatte sich der 35-Jährige aus Künzelsau in Baden-Württemberg gegen 13.000 Mitbewerber durchgesetzt.

"Ich liebe das Abenteuer. Für mich ist das ein großer Traum", sagte Gerst. Er habe von seiner Berufung in der Vorwoche erfahren. Der Forscher und Astronaut sei sich bewusst, dass kein einfacher Weg vor ihm liege, bevor er 2014 an Bord einer russischen Sojus TMA vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ins All geschossen werde. "Da ist natürlich noch sehr viel Training nötig, durch das ich durchgehen muss."

Unter anderem werde er während seiner Ausbildung in Houston in Texas im Raumanzug in ein Unterwasserbecken gezogen. So werde die Schwerelosigkeit simuliert, sagte Gerst. Bestimmendes Thema an Bord der ISS sei, wie sich Menschen in der Schwerelosigkeit verhalten. "Das sind wertvolle Erkenntnisse auch für Menschen auf der Erde", so Gerst.

Der Astronaut werde sich in seiner Zeit an Bord der ISS auch mit Experimenten aus allen Bereichen der Physik, der Humanmedizin und der Biologie beschäftigen.

Vor ihm hatten Thomas Reiter 2006 und Hans Schlegel 2008 auf der Station gearbeitet. "Die ISS ist der einzige Ort, der uns einen Blick von außen auf unseren Heimatplaneten ermöglicht. Durch diesen Blickwinkel können wir gleichzeitig auch sehen, wie verletzlich die Erde ist", sagte Gerst.

Er war 2009 zum Astronautenkandidat der Esa benannt worden. Auf der ISS arbeiten derzeit drei Raumfahrer, am 14. November sollen drei weitere starten, um ihnen Verstärkung zu leisten.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat inzwischen Entwarnung für die bemannte Raumfahrt gegeben: Anders als befürchtet, müsse die ISS nicht evakuiert werden. Nach einer Pannen mit einer Sojus-Trägerrakete standen bemannte Flüge zur ISS zwischenzeitlich zur Diskussion.

Bekanntgegeben wurde die Astronautenwahl von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Tag der Deutschen Luft- und Raumfahrt im Europäischen Astronautenzentrum in Köln. Etwa 100.000 Besucher waren nach Köln gekommen, um sich über die Raumfahrt zu informieren. Dort machte Gerst deutlich, dass er froh sei, "auf den Schultern" der Esa ins All zu fliegen und so die Tradition der deutschen Raumfahrt fortzuführen: "Das wird eine großartige Zeit, die auf mich wartet."

Der erste Deutsche im Weltraum war 1978 Sigmund Jähn aus der DDR, ein Mitglied der Besatzung der Raumstation Saljut 6. Aus der Bundesrepublik kam 1983 der Astronaut Ulf Merbold, der an Bord der US-Raumstation Spacelab Experimente vornahm. 1992 besuchte er erneut das Spacelab, 1994 hielt er sich mehrere Wochen auf der russischen Raumstation Mir auf.

Neben Merbold der bekannteste deutsche Raumfahrer ist Thomas Reiter, der 1995 ebenfalls die Mir besuchte - seine Mission dauerte 171 Tage. 2006 war Reiter dann fast ebenso lange Mitglied der ISS-Besatzung. Weitere Astronauten: Ernst Messerschmidt, Klaus-Dietrich Flade, Hans Schlegel, Gerhard Thiele, Reinhold Ewald, Ulrich Walter, Feinhard Furrer.

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