Außerirdisches Leben: Umstrittene Studie:Von wegen Alien-Mikroben

In Mikroskopaufnahmen von Meteoriten will ein Nasa-Wissenschaftler Spuren außerirdischer Bakterien entdeckt haben. Die Raumfahrtbehörde hat sich nun von dem Befund distanziert - und es gibt Zweifel am Doktortitel des vermeintlichen Alien-Experten.

Katrin Blawat

Die Nasa hat sich von der umstrittenen Veröffentlichung ihres Mitarbeiters Richard Hoover distanziert. Dies geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur AP hervor, auf den die Nasa auf ihrer Website verweist.

A giant bacterium Titanospirillum velox is seen in a microscopic image in comparison to meteorite filaments in a study published by The Journal of Cosmology which claimed tiny fossilized bacteria had been found on three meteorites

In der aktuellen Online-Ausgabe des Journal of Cosmology beschreibt der Nasa-Wissenschaftler Richard Hoover Mikroskopaufnahmen von Meteoriten, in denen er Spuren fossiler Bakterien entdeckt haben will.

(Foto: REUTERS)

In der aktuellen Online-Ausgabe des Journal of Cosmology beschreibt Hoover Mikroskopaufnahmen von Meteoriten, in denen er Spuren fossiler Bakterien entdeckt haben will. Hoover zufolge sollen die Fossilien aus dem All stammen. Schon direkt nach der Veröffentlichung am vergangenen Freitag hatten Astrobiologen starke Zweifel geäußert. Am Montag sagte Carl Pilcher, Direktor des Instituts für Astrobiologie der Nasa, der Nachrichtenagentur: "Es gibt niemanden in der wissenschaftlichen Gemeinde, der diese Schlussfolgerungen gestützt hat."

"Jeder kann sich Astrobiologe nennen"

Wie eine Reihe weiterer Astrobiologen bestreitet Pilcher die fachliche Kompetenz Hoovers, der am Marshall Space Flight Center der Nasa arbeitet: "Jeder kann sich Astrobiologe nennen. Das macht einen aber nicht zu einem." Auch die Nasa-Astrobiologin Lynn Rothschild schreibt in einem Blog, dass Hoover Ingenieur und kein Astrobiologe sei.

Die Mikrobiologin Rosie Redfield von der University of British Columbia kritisiert Hoovers Argumentation. Diese beruht darauf, dass die Abdrücke in den Meteoriten-Fragmenten Spuren ähneln, wie sie auch Bakterien hinterlassen. "Dieses Vorgehen ignoriert sämtliche Regeln der Biologie", sagt Redfield. Eine der wichtigsten Regeln in der Biologie laute, dass zwei Strukturen nicht identisch sein müssen, nur weil sie gleich aussehen.

Zusätzlich bestehen Zweifel, ob Hoover tatsächlich einen Doktortitel trägt, wie es der Autorenzeile in der Veröffentlichung zu entnehmen ist. Auf der Nasa-Website, auf der andere Mitarbeiter mit akademischem Grad vorgestellt werden, ist der umstrittene Forscher nur als "Mr. Richard B. Hoover" eingetragen.

Hoover hat bislang nicht auf Anfragen von AP oder der Süddeutschen Zeitung reagiert.

Der Chefredakteur des Journal of Cosmology, Rudy Schild, sagte der Nachrichtenagentur AP, vielleicht habe ein Mitarbeiter der Zeitschrift den Doktortitel versehentlich hinzugefügt. Schild hält die Kritik an Hoovers Studie für "legitim"; er stehe aber hinter den dort geäußerten Schlussfolgerungen. Die Studie sei von Wissenschaftlern begutachtet worden; deren Namen nannte der Chefredakteur aber nicht.

Schild habe eingeräumt, dass er die umstrittene Behauptung auch aus wirtschaftlichen Gründen veröffentlicht habe, berichtet AP. Das Journal, das seit eineinhalb Jahren besteht, müsse wahrscheinlich im Juni eingestellt werden. Die provokante Veröffentlichung sollte helfen, einen Investor zu finden, der das Journal übernehmen könnte.

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