Seit Jahren diskutieren Wissenschaftler und Militärs, ob Wassermangel eine Ursache für Konflikte und Kriege ist und - angesichts des Klimawandels - in Zukunft zunehmend sein wird. So warnte der Weltklimarat IPCC zuletzt 2014 in seinem Klimabericht vor einer Ausdehnung der Wüsten und einer Zunahme von Trockenheit und Dürren, die zu Hungerkatastrophen, Flüchtlingsströmen und indirekt zu Bürgerkriegen und Gewalt zwischen Gruppen führen könnten.
US-Forscher vermuten nun, dass solche Faktoren bereits 2011 eine wichtige Rolle beim Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien gespielt haben könnten. Wie sie im Fachblatt PNAS berichten, gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer extremen Dürre, die zwischen 2006 und 2010 Teile des sogenannten fruchtbaren Halbmondes an Euphrat und Tigris heimgesucht hatte. Betroffen waren die Türkei, der Irak und Syrien. Im Nordosten Syriens - der Kornkammer des Landes - "brach das landwirtschaftliche System zusammen", schreiben Colin Kelley von der University of California in Santa Barbara und seine Kollegen.
Es kam zu extremen Ernteausfällen, viele Bauern verloren große Teile ihrer Viehherden. Mit dem wieder einsetzenden Regen breitete sich ein Pilz aus, der fast die Hälfte der Ernten zerstörte. Der Getreidepreis stieg zwischen 2008 und 2010 um 27 Prozent. Es kam zu Mangelernährung, unter der besonders Kinder litten.
Ein Faktor von mehreren
Viele Familien, die von der Landwirtschaft lebten, verloren ihre Existenzgrundlage und flüchteten in Städte wie Dar'ar, Homs und Hama im Nordosten des Landes. Bis zu 1,5 Millionen vor allem junger Menschen trafen in den Vororten der Städte auf mehr als eine Million irakischer Flüchtlinge - mit denen sie um Jobs, Wohnraum, Nahrung, Wasser und Energie konkurrierten.
Dazu kam, dass die syrische Bevölkerung insgesamt dramatisch gewachsen ist - von vier Millionen Menschen im Jahr 1950 auf 20 Millionen im Jahr 2010. Die Konkurrenz um Ressourcen verstärkte wohl die Unzufriedenheit im Land. Nach Einschätzung der Forscher könnte das mit dazu geführt haben, dass es zu den Demonstrationen und Unruhen kam, die letztlich zum Bürgerkrieg führten.
"Wir behaupten nicht, dass die Dürre oder der von Menschen verursachte Klimawandel den Aufstand ausgelöst hat", sagte Kelley dem britischen Guardian. Den Forschern ist bewusst, dass viele Syrer auch unabhängig von der Dürre unter der Unterdrückung durch den Diktator Assad litten und dass es Konflikte zwischen verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen gab. Auch machten sich Teile der Bevölkerung angesichts des "Arabischen Frühlings" und dem Sturz der Regierungen in Tunesien, Ägypten und Libyen Hoffnung auf Veränderungen im eigenen Land.
Kelley und sein Team betonen deshalb, dass der langfristige Trend von weniger Regen und zunehmender Temperatur in der Region vermutlich zu den Unruhen beigetragen habe, da die Trockenheit viel schlimmer war als sonst.