Ausbruch des Grímsvötn:"Asche diesmal besonders gefährlich"

Der Ausbruch des Grímsvötn auf Island ähnelt dem des Eyjafjallajökull im vergangenen Jahr. Doch es gibt auch deutliche Unterschiede. So stellt die Asche des Grímsvötn für Flugzeugtriebwerke ein größeres Risiko dar.

Katrin Blawat

Die Asche, die der isländische Vulkan Grímsvötn seit vier Tagen herausschleudert, breitet sich weiter aus. Neben Dänemark, Norwegen, Schweden und Großbritannien war auch der Luftraum über Norddeutschland betroffen, insgesamt etwa 500 Flüge sind ausgefallen.

Ausbruch des Grímsvötn: Die Aschewolke über dem Grímsvötn am 22. Mai.

Die Aschewolke über dem Grímsvötn am 22. Mai.

(Foto: AP/Nasa)

Die Aschewolke war am Dienstag in Richtung Süden gezogen, am Mittwochmorgen hat sie Norddeutschland erreicht. Die Flughäfen von Hamburg, Bremen und Lübeck waren zeitweilig gesperrt, auch über Berlin galt ein Flugverbot. Nach Einschätzung der europäischen Luftaufsichtsbehörde Eurocontrol wird sich der Flugverkehr bis Donnerstag allerdings wieder normalisieren.

Nach Ansicht des Geophysikers Bernd Zimanowski ist es allein der günstigen Wetterlage zu verdanken, dass die Auswirkungen derzeit nicht noch gravierender sind. "Die Asche selbst hat mindestens ein ebenso großes Störpotential wie im vergangenen Jahr", sagt der Würzburger Forscher.

Fast 20 Kilometer hoch stieg die Dampf- und Aschewolke über dem Grímsvötn in den ersten Stunden der Eruption. Damit war dieser Ausbruch deutlich heftiger als die vergangenen in den Jahren 2004 und 1996 - und auch stärker als der Ausbruch des Eyjafjalla im vergangenen Jahr. "Für isländische Verhältnisse handelt es sich aber noch immer um eine mittlere Aktivität", sagt der Geophysiker Martin Hensch von der Universität Island in Reykjavík.

Derzeit schwächen sich die Eruptionen kontinuierlich ab. Die Dampf- und Aschewolke direkt über dem Vulkan sei noch etwa sechs bis acht Kilometer hoch, berichtet Hensch. "Wir können noch keine Aussage darüber machen, wie lange der Vulkan noch aktiv sein wird." Den Forschern bleibt derzeit nur, sich auf ihre Erfahrungen mit dem Grímsvötn zu stützen. Demnach dürfte die explosive Phase in den kommenden Tagen enden und der Vulkan danach noch für ein oder zwei Wochen schwach aktiv sein.

Die Eruption des Grímsvötn war anfangs so heftig, weil das Magma in Kontakt mit Eis gekommen war. Die Ausbruchsstelle des Vulkans befindet sich am Rand eines mit Wassers gefüllten Kraters - was dem Vulkan auch zu seinem Namen verholfen hat: Vötn ist das isländische Wort für See.

Auf dem Wasser schwimmt eine Eisschicht, die an der Ausbruchsstelle 50 bis 200 Meter dick ist. Gerät dieses Eis mit dem Magma in Kontakt, kommt es zu einer Dampfexplosion. "Die Wärmeenergie des Magmas wird zu mechanischer Energie, die die Asche in die Luft schleudert", sagt der Würzburger Forscher Zimanowski. "Man kann sich die Umsetzung der Energie ähnlich wie eine Dampfmaschine vorstellen." Im Gegensatz dazu war die Eruption 2010 viel trockener, daher stieg die Aschewolke des Eyjafjalla nicht in so große Höhen.

Dass sie dennoch in kurzer Zeit weite Teile des europäischen Festlandes erreicht hatte, lag an dem hohen Anteil an Feinasche. "Unsere ersten Analysen zeigen, dass die Asche des Grímsvötn gröber und schwerer ist als die des Eyjafjalla", sagt Hensch. Obwohl insgesamt mehr Asche ausgestoßen wurde, bleiben die Partikel des Grímsvötn vermutlich kürzer in der Luft und haben dementsprechend weniger Zeit, sich in andere Regionen Europas zu bewegen.

Wie viel Feinasche der Grímsvötn derzeit in die Luft schleudert, lässt sich noch nicht sagen - die Forscher hoffen auf einen möglichst geringen Anteil. Zudem könnte der hohe Gehalt an Wasserdampf in der Wolke dazu führen, dass sich die winzigen Partikel mit Hilfe des Wassers sozusagen verklumpen. Das würde sie schwerer machen und ebenfalls dazu führen, dass sich die Asche nicht all zu weit ausbreitet.

"Einerseits ist die Eruption intensiver, was eine größere Ausbreitung der Asche vermuten lässt", sagt Zimanowski. "Andererseits hoffen wir auf die bindende Kraft des Wassers, die die Asche schnell herabfallen lässt. Wir können nur abwarten, welcher Effekt überwiegt."

Den Flugzeugtriebwerken kann die Asche des Grímsvötn noch gefährlicher werden als die des Eyjafjalla. Scharfkantig sind die Partikel beider Ausbrüche gleichermaßen. "Die Grímsvötn-Asche ist wegen des hohen Wassergehalts aber besonders gefährlich", sagt Zimanwoski. "Sie verklebt und schmilzt schneller in den Triebwerken als die des Eyjafjalla." Möglicherweise helfen die Tests, die Forscher mit den Aschepartikeln des vergangenen Jahrs gemacht haben, also nur wenig dabei, die aktuelle Situation für die Luftfahrtgesellschaften einzuschätzen.

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