Auktion zu Tiernamen:Der 12 000-Dollar-Falter

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Der Gewinner einer Ebay-Auktion soll darüber entscheiden, wie diese neuentdeckte Art der Holzbohrer-Familie heißen soll. (Foto: WNPA)

Wie soll dieses Tierchen heißen? Forscher versteigern die Namensrechte an einer Motte für Tausende US-Dollar auf Ebay. Ein ziemlich nachhaltiges Geschäftsmodell.

Von Christoph Behrens

Die Ehre, Namenspatron einer neuen Tierart zu werden, war bislang meist ihren Entdeckern oder aber Prominenten vorbehalten: Barack Obama wurde so gleich sechsmal geehrt, unter anderem heißt eine Eidechsenart nach dem US-Präsidenten "Obamadon". Oder das nashornartige "Jaggermeryx", das vor 19 Millionen Jahren lebte: Wegen seiner übergroßen Lippen wurde das Säugetier nach Mick Jagger benannt.

Eine amerikanische Organisation will nun mit der prestigeträchtigen Taufe neuer Arten auch Geld verdienen. Auf Ebay versteigert die "Western National Parks Association" (WNPA), ein Verband von 67 Nationalparks der USA, die Namensrechte an einer neu entdeckten Nachtfalterart. Einer unscheinbaren Motte aus der Familie der Holzbohrer mit einer Flügelspannweite von etwa zwei Zentimeter darf der Höchstbietende einen Namen geben. "Lassen Sie diese Gelegenheit nicht vorbeiflattern", werben die Veranstalter - mit Erfolg: Einen Tag vor Ende der Auktion stehen die Gebote bei 12 600 US-Dollar, umgerechnet etwa 11 000 Euro.

Mit dem Geld sollen die US-Nationalparks unterstützt werden, sagte der Insektenforscher Eric Metzler, der die Motte entdeckt hat. Der Gewinner der Auktion dürfe gemeinsam mit ihm als Experten den offiziellen wissenschaftlichen Namen bestimmen. "Künftige Generationen von Wissenschaftlern werden ihn auf ewig anerkennen", heißt es im Auktionstext. Dabei muss sich der Höchstbietende nur an dem lateinischen Gattungsnamen "Givira" orientieren.

Was, wenn es die gekaufte Art bereits gibt?

Möglicherweise wird mit der Auktion zugleich ein Problem der Biologie angegangen. Rund 8,7 Millionen verschiedene Tier- und Pflanzenarten soll es auf der Erde geben, und gerade einmal jede siebte davon ist bislang bekannt. Etwa 10 000 Spezies kommen jedes Jahr hinzu, und langsam kommen die Taxonomen nicht mehr hinterher, sie alle zu beschreiben und sich Namen auszudenken. "Es gibt hunderttausende Spezies, die eines Namens harren", sagt Susanne Renner, Botanikerin an der Universität München. Die Versteigerung hält sie daher für "eine sehr gute Idee". So könne die Biologie finanziell unterstützt werden.

Das Geschäftsmodell ist nicht neu: In Deutschland vergibt etwa der Verein "Biopat" Namenspatenschaften für neue Arten, ab einer Spende von 2600 Euro aufwärts. Nach was man die erworbene Spezies benennt, ist freigestellt. Sinn macht es, ein auffälliges körperliches Merkmal als Anregung zu nehmen. Ein Schleimkugelkäfer heißt etwa Agathidium Vaderi, weil sein Kopf wie der Helm des Star-Wars-Schurken Darth Vader aussieht. Meist widmeten die Spender die Art einem Freund, dem Partner oder sich selbst, sagt Jörn Köhler, Zoologe am Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Den eigenen Namen so zu verewigen, ist laut der für Nomenklatur zuständigen Behörde ICZN in London nicht verboten: "Es gibt keine Regel dagegen. Aber es zeugt von Eitelkeit!"

Manchmal passt ein Forscher allerdings nicht auf und benennt eine Art, die bereits dokumentiert ist, warnt Frank Krell, Entomologe am naturwissenschaftlichen Museum von Denver. "Es kann passieren, dass die Art an versteckter Stelle, in einem unbekannten Werk aus dem 18. Jahrhundert beschrieben wurde", und der Wissenschaftler bemerke das erst viel später, sagt Krell. Was, wenn der Forscher Geld für die Benennung einer Art bekommen habe, und diese habe bereits einen Namen? Einen Präzedenzfall dafür gibt es nicht, doch die Regeln der Wissenschaft sind eindeutig: Nur der älteste Name zählt.

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