Auf Tuchfühlung mit dem Kosmos:Stephen Hawking plant Ausflug ins All

Als er 21 Jahre alt war sagten ihm die Ärzte, er habe nur noch drei Jahre zu leben. Das war 1963. Heute feiert der bekannte britische Kosmologe seinen 65. Geburtstag. Und er hat noch hochfliegende Pläne.

Trotz seiner schweren Krankheit hat Stephen Hawking in seinem Lebens viel erreicht. Nicht nur mehr, als die meisten Menschen von sich selbst sagen können - viel mehr, als jemand für möglich gehalten hätte.

Stephen Hawking

Stephen Hawking will ins Weltall reisen.

(Foto: Foto: AFP)

Immerhin leidet der Physiker seit 1963 an der unheilbaren Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Und seine Ärzte hatten die Lebenserwartung des damals 21jährigen Studenten der Elite-Universität Cambridge auf drei Jahre geschätzt.

Seitdem hat die Krankheit dem Briten nicht das Leben, aber nach und nach die Kontrolle über seinen Körper genommen.

Doch das hat Hawking nicht daran gehindert, mit Hilfe seines Geistes tiefe Reisen zum Ursprung des Kosmos' zu unternehmen:

So kam er zum Beispiel Anfang der 70er Jahre zu der Erkenntnis, dass Schwarze Löcher - riesige, extrem massereiche Objekte im Kosmos - unter bestimmten Umständen Energie verlieren - ein Phänomen, das "Hawking-Strahlung" genannt wird.

Reisepläne für 2009

Nun will Hawking, der inzwischen mit der Außenwelt nur noch per Augenbewegung über einen Sprachcomputer kommunizieren kann, eine weitere große Reise ins Weltall machen.

Doch diesmal soll es eine Reise sein, die nicht nur in seinem Kopf, im Computer oder auf dem Papier stattfindet.

Er plane, die Erde 2009 an Bord eines Raumschiffes der Gesellschaft Virgin Galactic verlassen, erklärte Hawking der britischen Zeitung Daily Telegraph in einem Interview zu seinem 65. Geburtstag.

Der Ausflug in die Schwerelosigkeit hängt allerdings davon ab, wie weit der britische Milliardär Richard Branson mit seinem Programm für private Raumflüge vorankommt.

Die ersten regulären Starts mit dem SpaceShipTwo von Bransons Virgin Galactic sollen im Jahr 2008 beginnen. Um die Kosten muss sich Hawking keine Sorgen machen: Branson will die 100.000 Pfund (148.000 Euro) für das Ticket des Physikers sponsern.

Noch in diesem Jahr hat Hawking vor, einen Schwerelosigkeits-Flug zu absolvieren, bei dem ein Flugzeug aus großer Höhe in einen steilen Sturzflug übergeht, so dass die Insassen ihr Gewicht nicht mehr spüren.

Unauffällig bis zur Diagnose

Bis zu jenem schicksalhaften Termin bei den Ärzten verlief das Leben des Arztsohnes in einigermaßen normalen Bahnen. An der Schule und in der Uni galt er als begabt, aber keineswegs als Genie.

Offenbar war es gerade die Diagnose der tödlichen Krankheit, die ihn dazu trieb.

"Plötzlich begriff ich, dass es eine Reihe wertvoller Dinge gab, die ich tun könnte, wenn mir ein Aufschub gewährt würde", erklärte der Physiker. Er schrieb seine Doktorarbeit, heiratete, bekam drei Kinder und begann mit der Entwicklung seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos.

Mit 32 wurde er in die "Royal Society" der britischen Wissenschaften aufgenommen, mit 37 bekam er in Cambridge den berühmten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik, den einst Sir Isaac Newton innehatte.

1988 wurde er weltweit bekannt mit seinem populärwissenschaftlichen Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Zeit". Zu dieser Zeit saß er längst im Rollstuhl hatte nach einer Notoperation mit einem Luftröhrenschnitt auch keine Stimme mehr.

"Popstar der Physik"

Seither ist der Mann im Elektrorollstuhl so etwas wie der erste "Popstar der Physik" (die Tageszeitung The Times). Auf einer Pink-Floyd-Platte ("Keep Talking") sprach Hawking mit seiner Synthesizer-Stimme die einleitenden Sätze, im Fernsehen kam er in den Zeichentrickserien "Die Simpsons" und "Futurama" zu Ehren, und im Kino spielte er sich in einer Folge von "Raumschiff Enterprise" selbst.

Derzeit dreht der Professor, der seine Theorien genial vereinfachen kann, einen neuen Film und schreibt an einem Kinderbuch. "Es wird ein bisschen wie Harry Potter im Weltall sein, über die Wissenschaft, nur ohne Magie", verriet er vorab."

Zudem machte er gerade durch die Trennung von seiner zweiten Frau Elaine Schlagzeilen. Das Boulevardblatt The Sun, das sich ansonsten eher selten mit Astrophysik beschäftigt, ließ es sich nicht nehmen zu witzeln, Hawkings Ehe sei "in ein Schwarzes Loch gefallen".

Aber auch dies zeigt, welche Faszination von dem behinderten Forscher ausgeht: Die kleine zusammengekrümmte Gestalt, die sich aus eigener Kraft überhaupt nicht mehr bewegen kann, ist für viele der Beweis, was mit der Kraft der Gedanken alles möglich ist. Und sie führt ein für alle Mal den Spruch "mens sana in corpore sano" (Gesunder Geist in gesundem Körper) ad absurdum.

Während die Medien intensiv über Hawking berichteten, gilt er unter seinen Kollegen nur als ein renommierter Forscher von vielen. Auf den Nobelpreis jedenfalls wartete er bislang stets vergebens.

Zudem macht der prominente Professor seit einiger Zeit weniger durch Forschungserfolge als durch düstere Prophezeiungen von sich reden. Hawking ist der Meinung, dass die Menschheit langfristig nur auf anderen Planeten überleben kann, weil es auf der Erde 250 Grad heiß werden und Schwefelsäure regnen wird. Aber, wie er aus eigener Erfahrung weiß: Mit Prognosen kann man sich irren.

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