Weltuntergangsuhr:So nahe an der Katastrophe wie 1984

Bulletin of the Atomic Scientists - Logo; Atomkriegsuhr

Seit 1947 symbolisiert die Uhr die Gefährdung der Menschheit. Im Deutschen wird sie offiziell Atomkriegsuhr genannt, da sie ursprünglich nur das Risiko eines Atomkrieges berücksichtigte. Mittlerweile spielt auch der Klimawandel eine Rolle bei der Gefahreneinschätzung. Die Entscheidungen über die Uhr trifft der Aufsichtsrat der Fachzeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists.

(Foto: PR NEWSWIRE)
  • Atomwissenschaftler stellen die symbolische Weltuntergangsuhr auf drei Minuten vor zwölf. So nahe an der Katastrophe sahen die Forscher die Erde zuletzt 1984.
  • Hauptgrund ist der Klimawandel.

Von Berit Uhlmann

Drei Minuten vor zwölf: So nahe an der Katastrophe stand die Uhr zuletzt 1984, als der Kalte Krieg eine extrem frostige Phase erlebte. Nun verrückten die verantwortlichen Wissenschaftler die Zeiger der symbolischen Uhr erneut auf diesen alarmierenden Wert. In den Worten der Forscher heißt das: "Die Wahrscheinlichkeit einer globalen Katastrophe ist sehr hoch".

Nicht nur die Modernisierung nuklearer Waffen und die schleppend verlaufende Abrüstung veranlassten die Atomwissenschaftler zu diesem Schritt, sondern in erster Linie der "unkontrollierte Klimawandel". "Die Uhr tickt jetzt drei Minuten vor zwölf, weil die politischen Führer in ihrer wichtigsten Aufgabe versagen: Gesundheit und Leben der Menschheit zu schützen", heißt es in der Begründung im Bulletin of the Atomic Scientists. Der Aufsichtsrat der Fachzeitschrift hat die Herrschaft über den offiziell Atomkriegsuhr genannten Gefahrenanzeiger. Dem Gremium gehören Wissenschaftler aus aller Welt an, darunter 17 Nobelpreisträger.

2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen

Zu den Alarmsignalen gehört für die Forscher die erst wenige Tage alte Bilanz, wonach 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen war. Das Jahr war kein Ausreißer: Neun der zehn wärmsten Jahre wurden seit 2000 registriert. Im November 2014 warnte der Weltklimarat IPCC, dass die globale Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf drei bis acht Grad ansteigen werde, sofern keine drastischen Maßnahmen ergriffen würden. Und genau daran fehlt es in den Augen der Forscher: Der Ausstoß von Treibhausgasen liege heute 50 Prozent höher als noch 1990, sagt Silvan Kartha vom Stockholm Environment Institute. Seit Beginn des Jahrtausends sei er stärker gestiegen als in den vorangegangenen 30 Jahren. Mehr als eine Billion Dollar würden jährlich in die Erdölförderung gesteckt. "Wir können und müssen diese Entwicklung umkehren."

Seit 1947 ist die Uhr ein Symbol für die Gefährdung der Menscheit. Am prekärsten war ihr Wert 1953: Nachdem sowohl die USA als auch die Sowjetunion Wasserstoffbomben getestetet hatten, rückten die Zeiger auf zwei Minuten vor zwölf vor. Am entspanntesten erschien die Lage 1991, als die Zeiger 17 Minuten von der zwölf entfernt standen. Damals schlossen Russland und die USA das START-Abkommen zur nuklearen Abrüstung. Insgesamt 18 Mal änderten die Wissenschaftler ihre plakative Gefahreneinschätzung. 2007 wurden erstmals der Klimawandel in die Entscheidung einbezogen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: